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Die nächsten Delegiertenversammlungen finden statt am

20. Juni 2018:
Beginn ist um 10 Uhr im IntercityHotel Frankfurt Airport, CargoCity Süd, Am Luftbrückendenkmal 1, 60549 Frankfurt am Main.

21. November 2018:
Beginn ist um 10 Uhr im MERCURE Hotel Frankfurt Eschborn-Ost, Helfmann-Park 6, 65760 Eschborn.

Die Anmeldung von Gästen ist erbeten unter der Rufnummer 069 979509-23.

LAK aktuell Ausgabe April 2018



Ursula Funke, Präsidentin

 

Zukunftsinvestition in den Nachwuchs

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

eine gute und zeitgemäße Ausbildung ist die Grundlage für unseren Nachwuchs, gut gerüstet und fit ins Apothekerleben zu starten – unabhängig von dem dann gewählten Tätigkeitsbereich.

Die Bundesapothekerkammer hat in Abstimmung mit den Hochschullehrern, der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und den Studierenden den kompetenzorientierten Lernzielkatalog verabschiedet. Im Rahmen der bestehenden Ausbildung gibt es für jede Hochschule zahlreiche Möglichkeiten, moderne und zeitgemäße Lehrinhalte zu vermitteln sowie auch Zeiten zwischen Fächern zu verschieben.

Unsere beiden hessischen Hochschulen, an denen das Fach Pharmazie gelehrt wird, sind sehr gut aufgestellt. Alle fünf Fächer sind besetzt und werden gelehrt. Wir stehen von der Kammer in regelmäßigem und sehr konstruktivem Kontakt mit den Vertretern beider Hochschulen. Jede Hochschule kann und soll ihre eigenen Schwerpunkte setzen, was bei uns in Hessen bestens gelingt.

Zur guten und umfassenden Ausbildung gehören jedoch neben dem universitären Studium auch die Famulatur und der dritte Ausbildungsabschnitt. Hier sind wir Apotheker, insbesondere in den Apotheken – in den öffentlichen Apotheken und in den Krankenhausapotheken –, gefordert. Um sowohl den ausbildenden Kollegen, aber auch den Pharmazeuten im Praktikum eine Hilfestellung und Orientierung zu geben, gibt es den Leitfaden der Bundesapothekerkammer mit zahlreichen Arbeitsbögen.

Wir in Hessen haben zudem das Konzept der Akkreditierten Ausbildungsapotheke geschaffen – und zwar für beide Bereiche, die öffentliche Apotheke wie auch die Krankenhausapotheke. Dies ermöglicht, die Ausbildungsinhalte kontinuierlich abzuarbeiten und die angehenden Kollegen bestmöglich auf ihre spätere Tätigkeit vorzubereiten. Den Begleitenden Unterricht während des praktischen Jahres, den wir im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration durchführen, haben wir komplett überarbeitet, neu strukturiert und sehr praxisbezogen gestaltet, insbesondere durch die Einführung des Praxistages.

Ergänzend bieten wir die Teilnahme am ATHINA-Seminar an, ein separates Seminar speziell für die PhiPs zum Beratungsgespräch in der Apotheke. Seit diesem Jahr bieten wir allen PhiPs, die in hessischen Apotheken ihr Praktikum absolvieren und Kammermitglied sind, die Möglichkeit, kostenlos an einem Kapselringversuch des ZL teilzunehmen und dadurch die Gelegenheit zu haben, nach dem Erlernen des Herstellens von Kapseln im Apothekenmaßstab diese wichtige Herstellung auch überprüfen zu lassen.

Investition in den Nachwuchs ist Investition in unsere Zukunft. Lassen Sie uns alle gemeinsam die jungen Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung unterstützen, um ihnen den bestmöglichen Start in ihr Berufsleben zu ermöglichen!

Ihre


Ursula Funke


Pharmazie




Neue Veranstaltungsreihe

Die neue Veranstaltungsreihe „Ärzte und Apotheker im Dialog" findet in Kooperation zwischen der Landesärztekammer Hessen und der Landesapothekerkammer Hessen statt. Der erste Thementag der Reihe steht unter der Überschrift „Koronare Herzerkrankungen (KHK)“.

von PD Dr. Andreas Rolf und Dr. Kirsten Menke

Trotz großer Fortschritte der interventionellen und pharmakologischen Therapie der Koronaren Herzerkrankung (KHK) führen chronisch ischämische Erkrankungen des Herzens weiterhin die Mortalitätsstatistiken an.

Neben der etablierten, leitliniengesicherten Therapie erscheinen jedes Jahr neue Studien, die das Spektrum der pharmakologischen Therapie erweitern. Gerade Patienten mit komplexer KHK haben auch nach erfolgreicher Intervention ein deutlich erhöhtes Risiko für Reinfarkte und kardiovaskulären Tod. Hier konnten die jüngst veröffentlichten Studien [1] einen Vorteil einer verlängerten dualen Plättchenhemmung bzw. oralen Antikoagulation zeigen.

Mit neuen Indikationen und daraus erwachsender Polypharmazie steigt aber gerade auch bei dem typischerweise älteren Patientenkollektiv mit Komorbiditäten wie Niereninsuffizienz oder Stoffwechselstörungen das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen.

Genau hier soll der Dialog zwischen Ärzten und Apothekern ansetzen. Herr PD Dr. Rolf wird aus Sicht des Kardiologen die pathophysiologischen Grundlagen und klinischen Notwendigkeiten einer Polypharmazie in der Therapie der KHK darlegen. Aus Sicht der Apothekerin wird Frau Dr. Menke die pharmazeutisch-pharmakologischen Besonderheiten der eingesetzten Arzneistoffe sowie deren Nutzen/Risikoprofil (auch innerhalb einer Polymedikation) aufzeigen. So kann im Dialog beider Fachgruppen die nach aktuellem Stand der Forschung beste Therapie für den Patienten abgeleitet und gleichzeitig die Arzneimitteltherapie-Sicherheit für den Patienten optimiert werden.

[1] PEGASUS-TIMI-54-Studie (PrEvention with ticaGrelor of secondAry thrombotic events in high-riSk patients with prior acUte coronary Syndrome - Thrombolysis in Myocardial Infarction (TIMI)) Study Group: Bonaca MP et al.. N Engl J Med 2015; 372: 1791–800, COMPASS-Studie (Cardiovascular OutcoMes for People using Anticoagulation StrategieS): Eikelboom JW, Connolly SJ, Bosch J, et al.: Rivaroxaban with or without Aspirin in stable cardiovascular disease, N Engl J Med 2017; 377: 1319-1330

 

Ärzte und Apotheker im Dialog

Die neue Fortbildungsreihe berichtet praxisnah, ausgehend von Fallbeispielen, über häufige Erkrankungen und die leitliniengerechten Therapien. Ziel ist es, in kurzen Veranstaltungen das aktuelle Wissen zusammenzufassen und dabei der unterschiedlichen Sicht von Ärzten und Apothekern auf Krankheitsbilder und Therapiekonzepte gerecht zu werden. Daraus wird sich der Dialog entwickeln, der ausdrücklich in der Diskussion mit den Fortbildungsteilnehmern geführt werden soll – sehr gerne anhand von Beispielen aus dem eigenen Arbeitsalltag. Idealerweise wird sich dieser Dialog in den Alltag fortsetzen. Besonders in der ambulanten Versorgung kann das zu einer Verbesserung von Sicherheit und Compliance der Medikamententherapie beitragen.

PD Dr. med. Andreas Rolf
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim

Dr. phil. nat. Kirsten Menke
Fachapothekerin für Arzneimittelinformation, Dreieich

Kontaktdaten:

Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung, Carl-Oelemann-Weg 5, 61231 Bad Nauheim

 

Ärzte und Apotheker im Dialog
Veranstaltungsreihe der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung
Kooperation der Landesärztekammer Hessen mit der Landesapothekerkammer Hessen

Erster Thementag: Koronare Herzerkrankungen

Datum:
Uhrzeit:

25. April 2018
19:00 – 21:30 Uhr

Ort:

Im Vogelsgesang 3
Frankfurt am Main

Referenten:

PD Dr. med. Andreas Rolf
Dr. phil. nat. Kirsten Menke

Teilnahmegebühr:

30,00 €

Informationen und Anmeldung:

Christina Ittner
Tel. 06032 782-223
E-Mail: christina.ittner@laekh.de

 Für diese Veranstaltung erhalten Sie 3 Fortbildungspunkte.

 

Achtung: Die Anzahl der Plätze ist begrenzt!


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© Foto: ABDA

Workshops für Pharmazeuten im Praktikum

Die LAK Hessen bietet für Pharmazeuten im Praktikum diverse Workshops an. Zusätzlich zu den beiden Workshops im Juni 2018 (Marburg) bzw. November 2018 (Frankfurt am Main), in denen es um Beratungsgespräche und Umgang mit Rezepten in der öffentlichen Apotheke geht, wird am 1. August 2018 der nächste Workshop zur Interdisziplinären Zusammenarbeit von Apotheker und Arzt in Frankfurt am Main angeboten:

Interdisziplinärer Workshop für Pharmazeuten im Praktikum und Ärzte im Praktischen Jahr/Allgemeinmedizin

Kostenfrei für Pharmazeuten im Praktikum, die Mitglieder der LAK Hessen sind. Eine Anmeldung ist erforderlich, da nur begrenzt Plätze zur Verfügung stehen.

Dieser Workshop verbindet die tägliche Praxis von Apothekern und Ärzten. Interdisziplinär bearbeiten Pharmazeuten im Praktikum zusammen mit Ärzten im Praktischen Jahr Themen aus dem Bereich der Allgemeinmedizin. Im theoretischen Teil werden Themen wie die Anamnese und das Schnittstellenmanagement angesprochen. Im praktischen Teil werden Patientenfälle in interdisziplinären Gruppen aufgearbeitet und im Verlauf gemeinsam im Plenum besprochen. Die Gruppen werden durch Tutoren aus der Praxis betreut.

 

Workshop für Pharmazeuten im Praktikum 2018 − Beratungsgespräche auf hohem pharmazeutischen Niveau! −  Fit für die Praxis und das 3. Staatsexamen

Kostenfrei für Pharmazeuten im Praktikum, die Mitglieder der LAK Hessen sind. Eine Anmeldung ist erforderlich, da nur begrenzt Plätze zur Verfügung stehen.

Dieser Workshop hat das Ziel, einen wesentlichen Beitrag zum Erlernen und Verbessern des unmittelbaren Kundengespräches beizutragen. Der Workshop ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden auf Grundlage der BAK-Beratungsleitlinien die theoretischen Aspekte des Kundengesprächs vorgestellt. Anhand vorhandener Hilfsmittel (z.B. BAK-Leitlinien) soll eine sinnvolle Struktur für die Beratungsgespräche erarbeitet werden. Auch regulatorische Grundlagen (z.B. Rezeptgültigkeiten, Abgabemodalitäten und -besonderheiten, usw.) werden diskutiert. Im zweiten Teil werden die Aspekte aus dem theoretischen Teil in die Praxis übertragen und in nachgestellten Kundengesprächen trainiert. Dabei soll vor allem die Kombination aus Kommunikation und Wissensanwendung geübt werden. Im abschließenden dritten Teil werden für das Staatsexamen wichtige Indikationen erarbeitet.

Auch für die Termine im Juni und November gibt es noch freie Plätze. Wir bitten um Anmeldung.

Die Anmeldung ist bequem direkt über den >> Veranstaltungskalender möglich.


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© Foto: Matej Kastelic/shutterstock.com

 Zertifikatfortbildung „Kompetente Betreuung von Tumorpatienten“

Die Zertifikatfortbildung richtet sich an alle Kollegen, die Tumorpatienten betreuen. Insbesondere der zunehmende Einsatz von oralen Zytostatika in der öffentlichen Apotheke bedarf einer fachlich guten Beratung durch die Kollegen vor Ort.

Für die an der Weiterbildung „Onkologische Pharmazie“ interessierten Kollegen ist das Absolvieren der Zertifikatfortbildung Voraussetzung zur Aufnahme der Weiterbildung. Die Zertifikatfortbildung stellt das erste Modul der Weiterbildung dar, somit muss die Anmeldung zur Weiterbildung mit Beginn der Zertifikatfortbildung erfolgen!

Alle weiteren Informationen können Sie über den untenstehenden Link herunterladen.

PDF Download


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© Foto: Landesapothekerkammer Hessen

Terminverschiebung Region Frankfurt am Main

Der geplante Vortrag am 24. Mai 2018 in Frankfurt am Main fällt leider aus. Dafür konnte für den 15. Mai 2018 Dr. Franz Enzmann mit dem Vortrag „MitoMedizin − Neue Ansätze zur Therapie chronischer Multisystem-Erkrankungen“ gewonnen werden. Lesen Sie hier das Abstract zum Vortrag:

Die Mitochondrien entscheiden über Leben und Tod in den Zellen

Mehr als 85 Prozent der im menschlichen Körper umgesetzten Energie wird in speziellen Zellorganellen, den sogenannten Mitochondrien („Kraftwerke der Zellen") gebildet. In Abhängigkeit von ihrer Funktion und ihres Energiebedarfs verfügen die Zellen unseres Körpers über bis zu 1.600 Mitochondrien, die Eizelle der Frau sogar 100.000.

Bei den sogenannten mitotropen Substanzen handelt es sich um natürliche Substanzen (Enzyme, Coenzyme, Fettsäuren, Spurenelemente, Mineralstoffe etc.), die zum körpereigenen Repertoire der mitochondrialen Biochemie gehören.

Mitotrope Substanzen spielen entscheidende Rollen

  • bei der Energiegewinnung in den Mitochondrien,

  • als Antioxidantien zum Schutz vor Freien Radikalen,

  • als Bausteine der Mitochondrien- und Zellmembranen.

Die Mitochondriale Medizin (MitoMed) ist eine reduktive Medizin, die auf etwa 50 mitotropen Substanzen, den Mitoceuticals®, basiert. Das MitoMed-Konzept ist ein fachübergreifendes Behandlungskonzept zur gesundheitlichen Prävention und Therapie. Auf der Basis etablierter diagnostischer Methoden kann die individuelle Bedarfssituation zuverlässig erfasst werden. Durch den bedarfsgerechten Einsatz mitotroper Substanzen können natürliche Körperfunktionen unterstützt und vielfältige Krankheitssymptome behandelt oder zumindest gemildert werden.

Das MitoMed-Konzept basiert prinzipiell auf fünf Behandlungszielen: „Targeting Mitochrondria“

1. Erhaltung der Membranintegrität und -fluidität und damit die Regulation der Rezeptoraffinität,
    der Ionenkanäle, der Aquaporine und den Vitamin C-Pumpen

2. Unterstützung der Energiebildung und -versorgung

3. Förderung der antioxidativen Enzymkomplexe

4. Versorgung mit antioxidativen Mikronährstoffen

5. Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen, vor allem die
    Fe-S-Komplexe in den Mitochondrien.

Besonders Freie Radikale, im Speziellen Sauerstoffradikale, die durch eine heiße oder Silent Inflammation (Stress) entstehen, können die Vitalität lebender Zellen bedrohen. Mit zunehmendem Alter sinkt die körpereigene Bildung einiger dieser schützenden Substanzen. Die hochempfindlichen Membranen sind dann anfälliger für Schädigungen durch Freie Radikale.

Mitotropen Substanzen haben − richtig eingesetzt ­− ein großes Potenzial in der gesundheitlichen Prävention und der Therapie eines breiten Spektrums von Erkrankungen. Eine Vielzahl klinischer Untersuchungen und wissenschaftlicher Arbeiten zeigen, dass sie die natürlichen Funktionen der Mitochondrien und damit des Körpers positiv beeinflussen können. Da zahlreiche weit verbreitete Krankheitsbilder die Mitochondrien direkt oder indirekt in Mitleidenschaft ziehen, erscheint eine begleitende Behandlung nach dem MitoMed-Konzept in vielen Fällen empfehlenswert.

Weitere Informationen zu dem Vortrag finden Sie auf der >> Homepage der Landesapothekerkammer Hessen.


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Plätze frei!

Für das Seminar „Erkennen, Bewerten und Lösen von arzneimittelbezogenen Problemen“ am 9. Juni 2018 in Eschborn sind noch Plätze frei.

In diesem Seminar lernen Sie, arzneimittelbezogene Probleme (ABP) zu klassifizieren und deren Häufigkeit und Relevanz einzuschätzen sowie geeignete Vorschläge zu ihrer Lösung zu entwickeln. Frau Dr. Menke vermittelt Ihnen Strategien zur Lösung von ABP, z.B. (Pseudo-)Doppelmedikation, Interaktionen, ungeeignetes bzw. unzweckmäßiges Dosierungsintervall, ungeeigneter bzw. unzweckmäßiger Anwendungszeitpunkt (auch in Zusammenhang mit Mahlzeiten) u.v.m. Auch Fallbeispiele und Hinweise auf zu nutzende Hilfsmittel wie die ABDA-Datenbank und Fachliteratur kommen zum Zuge.

Das Seminar dauert vier Stunden und kostet 60 Euro.

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, melden Sie sich jetzt an. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserem >> Veranstaltungskalender.

Achtung: Anmeldeschluss ist der 30. April 2018!


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© Foto: ABDA

Begleitende Unterrichtsveranstaltungen: Praxistag

Während der Begleitenden Unterrichtsveranstaltungen im März in Frankfurt am Main fand zum zweiten Mal der Praxistag für die Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) statt. Nach einführenden Vorträgen am Vormittag zu den Themen „Therapie der COPD und des Asthmas“ sowie „Erklärungsbedürftige Arzneiformen“ hatten am Nachmittag alle PhiP die Möglichkeit, an verschiedenen Stationen die unterschiedlichsten Devices auszuprobieren. Dazu gehörten Pulverinhalatoren, Druckgasinhalatoren sowie Spacer.

Verschiedene Insulinpens konnten „aus der Sicht des Patienten" getestet werden – Unterschiede wurden erläutert und mögliche Probleme mit den Pens angesprochen. Diverse Blutzuckermessgeräte konnten zudem „live" erlebt und das richtige Zubereiten von Trockensäften geübt werden. Es wurde außerdem die Handhabung von Sicherheitsspritzen gezeigt. An vielen Stationen des Tages erhielten die PhiP zudem die Möglichkeit, sich nur mithilfe der Packungsbeilage in die Rolle des Patienten zu versetzen und so den Erstkontakt mit Devices zu erleben.

Ziel des Praxistages ist es, den Pharmazeuten im Praktikum das Handwerkszeug mitzugeben, firmer im Umgang mit Devices zu werden und so die Grundlage für eine kompetente Beratung zu legen. Die Evaluation des Praxistages hat gezeigt, dass über 90 Prozent der PhiP eine Wiederholung für zukünftige PhiP-Generationen empfehlen; die Praxisnähe wurde besonders gelobt.


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AMINO-Datenbank: Für Sie gefunden und aufbereitet

Thema: AM-Sicherheit

Frage: Gibt es eine Übersicht über die aktuelle Datenlage bezüglich der Interaktion der verschiedenen Chinolone mit Calcium/Magnesium/Zink/Eisen sowie Milch und Milchprodukten? Sowohl in der ABDA-Datenbank als auch in den pharmazeutischen Zeitungen finden wir verschiedene Angaben bezüglich der Relevanz bei den verschiedenen Wirkstoffen sowie der nötigen Zeitabstände.

Kommentar: Hier gibt es leichte Unterschiede in den Empfehlungen zwischen den Fachinformationen und der ABDA-Datenbank: Eine Ciprofloxacin-Fachinformation empfiehlt, dass die Ciprofloxacin-Tabletten entweder 1 bis 2 Stunden vor oder mindestens 4 Stunden nach Mineralpräparaten (z.B. Calcium, Magnesium, Aluminium, Eisen), eingenommen werden sollte. Zu Milchprodukten steht hier nur allgemein, dass diese nicht zusammen mit Ciprofloxacin eingenommen werden sollten. Die ABDA-Datenbank empfiehlt, dass Ciprofloxacin entweder 2 Stunden vor oder mindestens 4 Stunden nach Mineralpräparaten bzw. Milchprodukten eingenommen werden sollte. Diese Empfehlungen korrespondieren auch mit denen von MediQ.

Quelle: AMINO-Datenbank


Pharmazie




securPharm – der nächste Schritt

Ab dem 9. Februar 2019 dürfen in Deutschland nur noch verschreibungspflichtige Arzneimittel in Verkehr gebracht werden, die mit einer individuellen Seriennummer versehen sind. Taucht eine solche Packung in der Apotheke auf, darf diese nur nach erfolgreicher Echtheitsprüfung (Verifizierung) an den Kunden abgegeben werden. Die Verifizierung erfolgt automatisch beim Scannen der Ware.

Was bedeutet das für mich in der Apotheke?

Damit securPharm ab dem 9. Februar 2019 überhaupt läuft, ist es notwendig, dass alle Apotheken rechtzeitig an das System angeschlossen sind. Wer nicht mitmacht, darf mit einem Data-Matrixcode gekennzeichnete Ware nicht abgeben.

Wie schließe ich meine Apotheke an?

Der erste Schritt ist eine Authentifizierung der Apotheke. Dies ist seit dem 1. April 2018 über das N-Ident-Verfahren möglich:

  • Registrierung über das >> N-Ident-Portal

  • Anlage der Betriebsstätten (für jede Betriebsstätte wird ein eigenes Zertifikat benötigt)

  • Einsendung der geforderten Legitimationsunterlagen – diese werden im Anmeldeportal aufgeführt (Legitimationsantrag – erhältlich im Anmeldeportal, Kopie der Betriebserlaubnis, Aktivitätsnachweis wie z.B. Beleg des Nacht- und Notdienstfonds)

  • Prüfung der Unterlagen durch die NGDA

  • Freischaltung des Zertifikates und Bereitstellung zum Download

Brauche ich eine bestimmte Software oder ggf. Hardware, um an securPharm teilzunehmen?

Ja, es ist ein Software-Update notwendig; in manchen Fällen kann auch die Anschaffung von neuen Scannern nötig sein. Allerdings können schon heute die meisten Scanner Data-Matrixcodes einlesen. Ihr Softwarehaus sollte sich bereits mit Ihnen wegen notwendiger Updates in Verbindung gesetzt haben. Sollte dies bisher nicht geschehen sein, kontaktieren Sie bitte Ihren Software-Anbieter.

Wie soll ich mir das alles merken?

Damit Sie nicht den Überblick verlieren, stellen wir Ihnen eine >> Checkliste mit den wichtigsten Punkten zum Download bereit.

Eine Übersicht mit den häufig gestellten Fragen und Antworten (FAQ) zu securPharm können Sie >> hier herunterladen.


Recht


© Foto: Landesapothekerkammer Hessen

Heilberufsausweis und Institutionskarte: Welche Vorkehrungen müssen jetzt getroffen werden?

Das Land Hessen hat die Landesapothekerkammer Hessen (LAK Hessen) für die Ausgabe der Heilberufsausweise (HBA) und der Security Modul Card Typ B (SMC-B) als zuständige Stelle bestimmt.

Zum 1. Januar 2019 müssen alle Haupt- und Filialapotheken laut dem „Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen“ (§ 31a SGB V in Verbindung mit § 291a SGB V) in der Lage sein, elektronische Medikationspläne zu führen, zu aktualisieren und auf die Daten der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) zuzugreifen. Es wird ein intensiver Datenaustausch zwischen Ärzten und Apothekern ermöglicht. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Apothekerinnen und Apotheker mit einem personenbezogenen Sichtausweis, dem HBA, ausgestattet sein. Dieser weist den Apotheker als Berechtigten aus und gestattet den Zugriff auf die Daten der eGK.

Neben dem HBA gibt es eine weitere Karte, die sogenannte Institutionskarte (SMC-B). Diese wird für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur und zur Identifizierung der Apotheke benötigt. Zudem unterstützt die SMC-B die Verwendung des HBA. Im Gegensatz zum HBA ergibt sich damit, dass die SMC-B nur vom Apothekeninhaber zu beantragen ist.

Zur Vorbereitung des Ausgabeprozesses benötigt die Landesapothekerkammer Hessen wichtige Unterlagen von allen Apothekerinnen und Apothekern.

Zunächst sollen nur die Apothekeninhaber und verantwortlichen Apotheker einer Filialapotheke (Filialleiter) ausgestattet werden. Apothekeninhaber müssen sowohl den HBA als auch die SMC-B beantragen, verantwortliche Apotheker einer Filialapotheke nur den HBA. Daher bitten wir diese Personengruppen, uns folgende Unterlagen/Angaben bereits jetzt zuzusenden:

  • Apothekeninhaber senden bitte an die LAK Hessen eine Kopie der Approbationsurkunde, welche sie als berechtigte Apotheker ausweist und eine Kopie der Betriebserlaubnis, welche als Attribut für die SMC-B erforderlich ist. Ganz wichtig ist, dass Sie uns auch Ihre private Anschrift mitteilen, die mit der Anschrift aus Ihrem Personalausweis (oder einem anderen amtlichen Identifikationsausweis, z. B. Reisepass) identisch ist, da bei der Ausgabe der Karten ein Identifikationsverfahren durchgeführt werden muss. Sollten die Daten nicht mit dem Personalausweis übereinstimmen, kann die Ausgabe der Karten nicht erfolgen.
  • Filialleiter senden uns bitte eine Kopie ihrer Approbationsurkunde zu.

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Zusendung der erforderlichen Daten nur der rein vorbereitenden Maßnahme dient, damit der vorgegebene Zeitplan eingehalten werden kann. Die Daten werden damit nicht sofort aktualisiert, sondern erst im Rahmen der Einführung des HBA und der SMC-B.

Die Kopie Ihrer Betriebserlaubnis/Approbationsurkunde senden Sie bitte per Post an folgende Adresse:

Landesapothekerkammer Hessen
- HBA -
Kuhwaldstraße 46
60486 Frankfurt am Main

Die Angabe der Privatanschrift kann formlos per E-Mail, ausschließlich bitte an folgende E-Mail-Adresse: HBA@apothekerkammer.de, Telefax (069 979509-22) oder auf dem Postweg erfolgen.

Sollten Sie noch Fragen rund um den HBA und der SMC-B haben, senden Sie diese bitte ausschließlich an folgende E-Mail-Adresse: HBA@apothekerkammer.de

Zudem stehen Ihnen selbstverständlich auch

Frau Daniela Pach (069 979509-18),
Frau Julia Faour (069 979509-13) und
Frau Ina Förderer (069 979509-49)

aus der Rechtsabteilung telefonisch zur Verfügung.

Über das detaillierte Antragsverfahren und die zur Auswahl stehenden qualifizierten Vertrauensdiensteanbieter, bei denen die Karten bestellen können, werden wir Sie fortlaufend und zeitnah informieren.


Aktuell


Die ZFB in Gießen war wie gewohnt sehr gut besucht © Foto: Landesapothekerkammer Hessen

Rückblick: Zentrale Fortbildungsveranstaltung Gießen

Rund 500 Apothekerinnen und Apotheker kamen im März zur 98. Zentralen Fortbildung nach Gießen, um auf der hochwertigen Veranstaltung ihr Wissen zu vertiefen und die eigenen Kompetenzen zu schärfen. Das Thema „Bakterielle Infektionen“ wurde von namhaften Referenten aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und neueste Erkenntnisse vermittelt. Außerdem gab die NDGA – Netzgesellschaft Deutscher Apotheker einen Überblick darüber, was bis zur Einführung der EU-Fälschungsrichtlinie am 9. Februar 2019 noch auf die Apotheker zukommt.

Einheitliche Apothekenabgabepreise für eine flächendeckende Versorgung

In Ihrer Eröffnungsrede formulierte Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, die Erwartungen der Apotheker an die neue Bundesregierung. Da die für die Apotheker wichtigen Ressorts Wirtschaft und Gesundheit nun in einer parteipolitischen Hand liegen, ist auf eine einfachere Umsetzung von Festlegungen des Koalitionsvertrages zu hoffen, sagte sie. Auch wenn die Arzneimittelversorgung im Koalitionsvertrag nicht ganz oben auf der Agenda steht, das Thema Rx-Versandverbot ist für die Apotheker weiterhin essentiell. Aufklärungsarbeit ist immer noch notwendig, so Ursula Funke, denn das Problem seit dem EuGH-Urteil haben die Apotheker nicht primär mit dem Versandhandel, sondern mit den sich daraus ergebenden Folgen für die Preisbindung. Die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland kann nur funktionieren, wenn die Apothekenabgabepreise einheitlich sind, unterstrich sie. Ursula Funke forderte eine zügige Umsetzung der Rückführung des Versandhandels auf das europarechtlich gebotene Maß. Der Versandhandel von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln muss verboten werden, damit es wieder einheitliche Preise gibt, der Versandhandel von OTC ist nicht davon betroffen.


Ursula Funke eröffnete die 98. Zentrale Fortbildungsveranstaltung in Gießen, © alle Fotos: Landesapothekerkammer Hessen

Rx-Versandhandelsverbot: Appell an den neuen Bundesgesundheitsminister

In 21 von 28 EU-Ländern ist der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verboten, eine Umsetzung des Verbots darf, führte Ursula Funke aus, auch in Deutschland kein Problem sein. Sie appellierte an den neuen Gesundheitsminister Jens Spahn, den Gesetzesentwurf zum Rx-Versandhandelsverbot schnell auf den Weg zu bringen.

Ursula Funke dankte allen Kollegen, die in ihren Apotheken vor Ort Überzeugungsarbeit geleistet haben und ermunterte diese, sich weiterhin für den Berufsstand einzusetzen. In der kurzen Legislaturperiode von nur noch drei Jahren ist wenig Zeit für die Gestaltung von aktiver Politik. Die ABDA wird u.a. das Thema Honorierung angehen und die Landesapothekerkammer Hessen dazu auch eigene Vorschläge einbringen. Ursula Funke betonte, dass von den Apothekern kein anderes System der Arzneimittelversorgung gewünscht wird, die Diskussion muss zukünftig unter den richtigen Voraussetzungen geführt werden.

„Wir sind bei der Digitalisierung dabei!“

Beim wichtigen Thema Digitalisierung sind die Apotheken aktiv eingebunden, wobei die Themen AMTS und das elektronische Rezept im Vordergrund stehen. Die Apotheker sind gerne dazu bereit, sich auch beim elektronischen Medikationsplan sinnvoll einzubringen, damit er den Patienten Nutzen bringt, sagte Ursula Funke. Doch das, unterstrich sie, wird es nicht zum Nulltarif geben. Die Apotheker müssen auch weiterhin bei der Entwicklung von telemedizinischen und telepharmazeutischen Projekten mitwirken. Voraussetzung ist, dass der Patient Herr seiner Daten ist und die freie Apothekenwahl erhalten bleibt.

Arzneimittelkauf und -beratung gehören zusammen

Arzneimittellinien mit Präparaten gegen Befindlichkeits- und Bagatellstörungen sind zunehmend in Supermärkten zu finden, führte Ursula Funke aus. Damit wird den Menschen suggeriert, dass es einfach und normal ist, diese nebenbei beim Wochenendeinkauf mitzunehmen. Die Produkte sind günstig, doch ob sie pharmazeutisch sinnvoll sind, sei dahingestellt, so Ursula Funke. Pharmazeutische Beratung oder gar AMTS findet zwischen den Supermarktregalen jedoch nicht statt. Sie betonte, dass die Menschen daher immer wieder überzeugt werden müssen, dass Arzneimittelkauf und -beratung zusammen gehören und der Kauf in der Apotheke am sichersten ist. Die Arzneimitteltherapiesicherheit kann nur durch einen Interaktionscheck und das Medikationsmanagement sichergestellt werden, so Ursula Funke. Sie begrüßte, dass die Apotheker so zahlreich an der Zentralen Fortbildung teilnehmen. Damit wird deutlich, dass das Interesse an einer guten und effektiven Beratung ihrer Patienten groß ist. Bakterielle Erkrankungen und Antibiotikaeinsatz sind wichtige Themen, die den Apothekern tagtäglich begegnen und Beratungskompetenz erfordern.

EU-Fälschungssicherheit für Arzneimittel

Die Umsetzung der EU-Fälschungssicherheit für Arzneimittel nimmt Fahrt auf. Ab dem 9. Februar 2019 müssen alle Packungen, die neu auf den Markt gebracht werden, mit den entsprechenden Sicherheitsmerkmalen ausgestattet sein. Auf Informationsveranstaltungen, die bereits in Kassel und Frankfurt am Main stattfanden, sind dazu noch viele Fragen aufgetaucht, so Ursula Funke. Diese werden auf der ABDA-Homepage in einem FAQ-Bereich beantwortet. Ansprechpartner für die Apotheker ist das jeweilige Software-Haus und die NGDA, die Netzgesellschaft Deutscher Apotheker. Damit die Apotheker wissen, was im Laufe des Jahres getan werden muss, übergab Ursula Funke das Wort an Christian Krüger, Geschäftsführer der NDGA – Netzgesellschaft Deutscher Apotheker.

Informationen zu securPharm


Christian Krüger, NDGA – Netzgesellschaft Deutscher Apotheker mbH, Eschborn

Kurz und übersichtlich zeigte Christian Krüger die wesentlichen Eckpunkte von securPharm auf. In seinem Vortrag umriss er die rechtlichen Rahmenbedingungen, das daraus resultierende Konzept für Deutschland und die Änderungen, die sich im Apothekenbetrieb ab dem 9. Februar 2019 ergeben werden. Der nächste Schritt ist nun, dass die Inhaber ihre Apotheke über die NGDA im sogenannten N-Ident-Verfahren authentifizieren lassen, um an securPharm angebunden werden zu können. Dies ist ab dem 1. April 2018 möglich. Es gilt zu beachten, dass jede Betriebsstätte einzeln angelegt werden muss, dies ist zum Beispiel für Filialverbünde wichtig. Welche Dokumente der NGDA eingereicht werden müssen, um die Authentifizierung durchführen zu können, ist im Anmeldeportal aufgeführt. Die Apotheker müssen lediglich den dortigen Anweisungen folgen. Damit securPharm im nächsten Jahr reibungslos funktioniert, unterstrich Krüger, ist es wichtig, dass sich die Apotheken frühzeitig anmelden.

Wie gefüllt ist die Antibiotikapipeline?


Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, Würzburg

Zu Beginn ihres Vortrags räumte Professor Holzgrabe ein, dass die Antibiotika-Pipeline nicht wirklich gut gefüllt ist. Eine ständige Forschung ist unabdingbar, diese müsse jedoch flexibel auf die Resistenzsituation reagieren. Die Forschung zu neuen Therapieansätzen steckt noch in den Kinderschuhen. Insbesondere mangelt es, so Professor Holzgrabe, an Antibiotika gegen gramnegative Bakterien. Hier ist die Schwierigkeit, dass die Porine in der Zellmembran nur kleine und polare Moleküle transportieren, viele Antibiotika aber groß und lipophil sind. Zudem verfügen Bakterien über Effluxpumpen gegen Xenobiotika. Daher muss der Influx optimiert werden, da der Efflux wahrscheinlich nicht in den Griff zu kriegen sei.

Der zunehmende Einsatz von Breitband-Antibiotika wie den Fluorchinolonen oder den Carbapenemen, begünstigt u.a. Clostridium difficile-Infektionen. Hier gibt es mit Cadazolid eine neue Therapieoption in Phase 3-Studien. Die Bildung von Toxinen und Sporen wird massiv unterdrückt und die Neigung zur Resistenzbildung ist vermutlich gering. Zwei weitere Substanzen befinden sich in Phase 2- bzw. Phase 3-Studien.

Professor Holzgrabe erläuterte, dass es ebenfalls neue Entwicklungen bei den Topoisomerase-Inhibitoren, den Beta-Lactamase-Inhibitoren und den Cephalosporinen gibt. Sie resümierte, dass dringend neue Therapie-Konzepte nötig sind, hier müssen gegebenenfalls auch komplett neue Wirkstoffklassen entwickelt und synthetisiert werden.

Multiresistente Erreger – Eine globale Bedrohung – Gibt es einen Ausweg?


Dr. Markus Schimmelpfennig, Gesundheitsamt Kassel, Kassel

Resistenzen, auch gegen Reserve-Antibiotika, kommen weltweit vor. Dr. Schimmelpfennig berichtete, dass diese immer problematischer werden. Nicht vergessen werden darf, dass es die Kompetenz zur Resistenzbildung bereits vor dem Menschen gab. So wurden in einer vollkommen isolierten Höhle Bakterien mit Achtfach-Resistenzen entdeckt. Das Problem wurde durch den Menschen und dessen Einsatz von Antibiotika durch Aufbau von Resistenzdruck jedoch verschärft. In Europa, führte Dr. Schimmelpfennig aus, sind mittlerweile Klebsiella pneumoniae und deren Resistenz gegen die 3. Generation-Cephalosporine ein großes Problem. Auch MRSA (Multi-Resistenter Staphylokokkus aureus) mit Resistenzraten von über 50 Prozent sind nach wie vor problematisch. Kritisch sieht er die erheblichen Lücken in der Überwachung von Resistenzen und der gleichzeitigen Schließung von Hygiene-Instituten in Deutschland, da Hygiene ein unerlässlicher Faktor in der Bekämpfung von resistenten Keimen und Infektionen ist. Die nicht sachgerechte Verwendung verschärft das Problem weiter, die goldene Regel lautet: Antibiotika-Einnahme nur bei Verordnung und so wie verordnet! Fakt ist aber auch, so Dr. Schimmelpfennig, dass das Problem der Resistenzen nicht alleine in der Humanmedizin wird gelöst werden können. Dies wird nur gemeinsam mit der Veterinärmedizin gelingen, da auch hier durch den umfangreichen Einsatz von Antibiotika Resistenzen begünstigt werden. Als Beispiele führte Dr. Schimmelpfennig Zahlen aus den USA an: Demnach waren in 2011 60 Prozent der Antibiotika-Verordnungen unnötig und 50 Prozent des Fleischs waren mit resistenten Bakterien besiedelt. Auch in Deutschland weisen 80 Prozent der Mastschweine MRSA auf. Auch bis zu 60 Prozent des Geflügels sind, führte Dr. Schimmelpfennig fort, mit ESBL-Bildnern (Extended-Spektrum Beta-Laktamase) oder MRSA durchseucht. Er wies darauf hin, dass auch eine vegetarische Kost durch das Aufbringen von Gülle nicht vor infizierten Lebensmitteln schützt: So werden z.B. im Porrée die Resistenzgene der Bakterien sogar über die Wurzeln in die Pflanze aufgenommen und können damit nicht abgewaschen werden.

Angesichts dieses Problems müssen sich die Gesundheitsfachberufe ihrer Fachkompetenz bewusst werden, forderte Dr. Schimmelpfennig. Es ist beispielsweise unsinnig, Streptokokken mit Breitband-Antibiotika zu behandeln, da es hier gezielter wirkende Optionen wie z.B. Penicillin gibt, die keinen Resistenzdruck machen.

Zahlen zeigen, dass z.B. bei Bronchitis kein Patient eine adäquate Antibiotika-Therapie erhalten hat. Überhaupt werden in den USA, sagte Dr. Schimmelpfennig, nur 24 Prozent der produzierten Antibiotika in der Humanmedizin eingesetzt, der Rest geht in die Veterinärmedizin.

Dr. Schimmelpfennig hob noch einmal hervor, dass der Begriff „hochvirulent“ bedeutet, dass Keime nicht mehr therapierbar sind und nicht – wie vielfach falsch verwendet – hochansteckend. Die WHO hat inzwischen Ratschläge zur Bekämpfung von Resistenzen veröffentlicht. Diese lauten u.a.: Verbreitung durch Hygienemaßnahmen eindämmen, Antibiotika-Verordnung wenn möglich nach Antibiogramm und ausschließlich wenn nötig verordnen, hierbei auf die Auswahl des richtigen Antibiotikums in der richtigen Dosierung und Menge für die richtige Zeit achten; beim Einsatz im agrikulturellen Sektor Antibiotika nur zur Infektionskontrolle durch erfahrene Veterinäre einsetzen und Prophylaxe durch Impfen betreiben.

Der Mensch und sein Mikrobiom


Dr. rer. nat. Tim Lachnit, Zoologisches Institut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel

Der menschliche Körper ist mit Millionen Bakterien und anderen Mikroorganismen besiedelt, viele dieser symbiotischen Mitbewohner schützen uns sogar vor Krankheiten, begann Dr. Lachnit seinen Vortrag. Nur ca. 200 der mit uns interagierenden Bakterien sind pathogen. Wie eng wir mit unseren Bakterien verflochten sind, so Dr. Lachnit, zeigt die Tatsache, dass 37 Prozent des menschlichen Genoms bakteriellen Ursprungs sind. Die meisten Bakterien besiedeln den menschlichen Darm und spielen eine wichtige Rolle für das Immunsystem und den Stoffwechsel. Spätestens seit das Thema der Darmgesundheit durch verschiedene laienverständliche Literatur in der Öffentlichkeit angekommen ist,  ist auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst, wie komplex dieser Meta-Organismus, also die Gesamtheit des Menschen und seiner Flora, ist. In seinem Vortrag beschrieb Dr. Lachnit, dass sich auch in der Forschung erst langsam zeigt, welche Rolle die symbiotischen Mitbewohner spielen. So gibt es für Schuppenflechte eine genetische Disposition, es erkranken aber längst nicht alle „Patienten“. Warum ist das so? Stört ein erhöhtes Nährstoffangebot das Gleichgewicht unseres Mikrobioms – so wie es zum Beispiel bei Algen und Korallen im Great Barrier Reef der Fall ist? Welchen Einfluss haben Antibiotika in der Tiermast und deren Rückstände, die der Mensch über die Nahrung aufnimmt? Soll bei Behandlung von Erkrankungen auch generell immer das Mikrobiom mit bedacht werden? Sicher ist, sagte Dr. Lachnit, dass im Falle der Störung des bakteriellen Gleichgewichtes der Mensch krank wird. Doch wie betreibt man Prävention? (Als Kind) Im Dreck spielen und so die Diversität erhalten ist sicher ein Ansatz, bestätigte er. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle, insbesondere die Zufuhr von Ballaststoffen, die den Bakterien als Nahrung dienen. Auch Probiotika und Fasten können sinnvoll sein. Dr. Lachnit machte deutlich, wie wichtig und interessant dieses Thema ist – und wie wenig wir im Verhältnis zu anderen Dingen über das Mikrobiom und seine Funktion eigentlich wissen. Zukünftige Forschung muss hier einen Fokus setzen.

Infektionen der Atemwege – Von der common cold zum global killer


Prof. Dr. Martin Hug und Prof. Dr. Dieter Steinhilber (v.l.n.r.)

Professor Hug leitete seinen Vortrag mit dem Statement ein, dass Infektionen der unteren Atemwege deutlich kritischer sind als die der oberen Atemwege – obgleich auch diese, insbesondere bei Säuglingen als obligate Nasenatmer, äußerst unangenehm sein können. Der alte Leitspruch „coughs and sneezes spread diseases“ ist laut Professor Hug nicht zutreffend, eher mache die Hand-zu-Hand-Übertragung mit gut 80 Prozent das Gros der Ansteckungen aus. Er führte aus, dass bei Erkrankungen der oberen Atemwege, wie der akuten Rhinitis und der Tonsillopharyngitis Viren die Auslöser sind. Ausnahme sei die Sinusitis, bei der es meist ein bakterieller Auslöser ist. Eine symptomatische Behandlung ist durchaus angebracht, bei sicherem bakteriellen Auslöser muss nur in manchen Fällen zum Antibiotikum gegriffen werden. Eine weitere Ausnahme zur antibiotischen Therapie stelle die Epiglottitis dar, die ebenfalls bakteriell verursacht ist und durch das Anschwellen des Kehldeckels auch tödlich verlaufen kann.

Allerdings sollte man die symptomatischen Therapiemöglichkeiten nicht nur unter Evidenz-Gesichtspunkten prüfen. Denn dann, so Professor Hug, blieben nicht viele Optionen in der Therapie übrig. Auch für den Einsatz von Ibuprofen bei „Erkältung“ gibt es keine Evidenz, sagte er. Lediglich zur Schmerzlinderung, zum Beispiel bei Halsschmerzen, ist dessen Einsatz gesichert. Allerdings ist es auch schwierig, klinische Studien für selbstlimitierende, wenige Tage andauernde Erkrankungen durchzuführen und somit Evidenz zu bekommen.

Bei den Erkrankungen der unteren Atemwege ist die Tracheo-Bronchitis vorwiegend viral bedingt, die akute Bronchitis sowie Lungenentzündung und -abszess sind hingegen bakteriell verursacht. Je nach bakteriellem Auslöser steht bei Lungenentzündungen in leichten Stadien durchaus auch eine orale Therapie offen, klassisch werden den Patienten über 3 x 750 mg (< 70 kg) oder 3 x 1.000 mg (> 70 kg) Amoxicillin über fünf bis sieben Tage verschrieben. Bei der Therapie wird meist empirisch begonnen, abhängig von den vermuteten Keimen. Bei Vorlage eines Antibiogramms kann gezielt (weiter)therapiert werden. Bei der Diagnostik und damit der anschließenden Therapie einer Lungenentzündung darf jedoch nicht die durch den Cytomegalie-Virus verursachte virale Pneumonie und die Pilz-induzierte Lungenentzündung vergessen werden.

Tuberkulose und nichttuberkulöse Mykobakteriosen


Dr. med. Thomas Discher, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Medizinische Klinik II – Infektiologie, Gießen

Zu Beginn seines Vortrags rief Dr. Thomas Discher in Erinnerung, dass der Tuberkulintest erst sechs bis acht Wochen nach einer Infektion positiv ausfallen kann. Goldstandard bei Verdacht auf Tuberkulose (Tbc) ist der Erregernachweis, für die Differentialdiagnostik ist zudem die Herkunft der Patienten – insbesondere bei Erstdiagnose „Pneumonie“ – von Bedeutung. Es ist zu bedenken, dass circa ein Drittel der Weltbevölkerung latent mit Mykobakterien infiziert ist. Durch die Migration ist in Deutschland ein Anstieg der Tbc zu beobachten. In der Regel ist die Lunge das betroffene Organ, so Dr. Discher, es können aber auch die Lymphknoten oder das ZNS befallen sein. Infektiös ist nur die „offene Tuberkulose“ in der Lunge.

Zur erfolgreichen Behandlung der Tuberkulose ist eine schnelle Diagnose wichtig, bei in Deutschland geborenen Patienten liegt die Heilungsrate bei ca. 77 Prozent. Allerdings, mahnte Dr. Discher an, kann und muss diese Rate deutlich höher werden. Insbesondere über eine Verbesserung der Compliance können hier noch höhere Heilungsraten erzielt werden. Eine wichtige Rolle spielt die Reduktion von Interaktionen, da die eingesetzten Wirkstoffe alle ein hohes Interaktionspotential haben, was sich negativ auf die Therapietreue auswirkt. Abhängig von der Resistenzrate der Bakterien, so führte er fort, wird die Therapiedauer festgelegt: je höher die Resistenzrate, desto länger die Therapie und desto länger muss die Compliance gewährleistet sein. Resistenzen treten bei unsachgemäßer Therapie schnell auf, auch sind Resistenzmuster z.B. abhängig von der Herkunft der Patienten.

Typischerweise führt Tuberkulose zu Kachexie, was wiederum den Krankheitsverlauf begünstigt. Dies liegt an der unzureichenden Aktivierung der Makrophagen, durch die Schwächung des Immunsystems. Bei unzureichender Behandlung können sich die Mykobakterien zudem einkapseln und weiter streuen. Neben den Standard-Wirkstoffen Pyrazinamid, Ethambutol, Rifampicin und Isoniazid gibt es auch neuere Regime mit z.B. Moxifloxazin. Nebenwirkungen und das Risiko für Interaktionen über das Cytochrom-System sind häufig, so Dr. Discher. Bei einigen Wirkstoffen ist die QT-Verlängerung zu beachten. Dies gilt gleichwohl für häufig bei Tbc auftretenden Begleiterkrankungen (wie HIV) und den hier eingesetzten Wirkstoffen.

Das Therapieregime wird immer patientenindividuell festgelegt und ist abhängig von Erreger und dessen Lokalisation, Kombinationstherapien sind Standard, auch zur Vermeidung von Resistenzen. Durch konsequente Einnahme, sinnvollen Einsatz der Wirkstoffe und der Situation angepasster Therapiedauer können diese reduziert werden.

Apotheker können und müssen durch gezielte Beratung die Compliance und die Therapiesicherheit erhöhen, resümierte Dr. Discher. Dies geschieht insbesondere durch Beratung zur Einnahme für eine optimierte Bioverfügbarkeit und zum Vermeiden von Interaktionen.

Harnwegsinfektionen aus Sicht des Internisten


Prof. Dr. med. Helmut Geiger, Klinikum der Goethe-Universität, Medizinische Klinik III – Nephrologie, Frankfurt am Main

„Der Harnwegsinfekt (HWI) ist die häufigste bakteriell verursachte Entzündung“, eröffnete Professor Helmut Geiger den abschließenden Vortrag der Zentralen Fortbildung und ging direkt auf die am häufigsten betroffenen Patientengruppen ein. Neben der allseits bekannten „Honeymoon“-Zystitis sind auch Schwangere häufiger von Harnwegsinfekten betroffen, da durch die hormonelle Umstellung der Harnleiter verändert ist. Aber auch in der Postmenopause nehmen die Harnwegsinfekte aufgrund der hormonellen Umstellung deutlich zu, führte er fort. Eine nicht zu unterschätzende Gruppe stellen wegen des Reflux von der Blase in den Harnleiter bedingt durch häufiges Liegen auch Säuglinge und Kinder dar. Bei diesen stehen atypische Symptome im Vordergrund, bei denen man hellhörig werden sollte: Fieber, rezidivierende Bauchschmerzen, Brechreiz und Erbrechen, Kopfschmerzen oder auch eine Anämie. Bei einer unklaren Anämie sollte also immer auch an einen chronischen Harnwegsinfekt gedacht werden, so Professor Geiger. Bei Männern stellt höheres Alter und damit einhergehende Prostataerkrankungen ein Risikofaktor dar. Die Ursachen für Harnwegsinfekte, sagte Professor Geiger, können mannigfaltig sein. So kann zum Beispiel eine benigne Prostatahyperblasie (BPH), Verengungen, Steine, Entzündungen in der Harnröhre und ein Reflux Ursache sein. Weitere Risikofaktoren für HWI sind u.a. Immunsuppression und Transplantationen, Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Diabetes, ein Analgetika-Abusus sowie Trinkmengen unter einem Liter pro Tag.

So kann zum Beispiel eine benigne Prostatahyperblasie (BPH), Verengungen, Steine, Entzündungen in der Harnröhre und ein Reflux Ursache sein. Bei Harnabflussstörungen sollte bei jungen Patienten auf eine chronische HWI getestet werden. Auch die Ernährung hat einen gewissen Einfluss, da Bakterien im alkalischen Urin wachsen, der beispielsweise durch vegetarische oder vegane Ernährung begünstigt wird. Die akuten, unkomplizierten HWI werden zu 80 Prozent von E. coli, also durch Darmbakterien, hervorgerufen. Zunehmend werden aber auch Enterokokken, insbesondere bei Risikopatienten, als Erreger festgestellt. Zu den Selbsttests konstatierte Professor Geiger, dass Nitrit immer pathologisch ist, ein Negativtest einen HWI aber nicht ausschließt.

Professor Geiger stellte noch die Frage, welche Infektionen tatsächlich antibiotisch zu therapieren sind. Abhängig sei dies von der Erkrankung, des vermuteten Keims, der Resistenzlagen und mit Blick auf den individuellen Patienten (Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen). Der Wirkstoff wird ebenfalls auf Basis dieser Parameter ausgesucht, Resistenzen müssen beachtet werden. Probleme in der Therapie machen seit einigen Jahren jedoch die 3- und 4-MRGN-Keime.

Prophylaktisch kann zum Beispiel Mannose empfohlen werden und/oder eine Trinkmenge von >1,5 Liter. Die Datenlage zu Cranberrys sei unzureichend. In Einzelfällen, zum Beispiel bei rezidivierenden Infektionen, kann auch der Einsatz einer antibiotischen Prophylaxe sinnvoll sein. Zum Ansäuern des Urins können Fruchtsäfte oder Ascorbinsäure dienen.


Aktuell


Dr. Schimmelpfennig mit Ursula Funke und Prof. Steinhilber © Foto: Landesapothekerkammer Hessen

Fünf Fragen – Thema: Multiresistente Erreger

Laut WHO zählen multiresistente Erreger zu den größten gesundheitlichen Bedrohungen der Gegenwart. Dr. Markus Schimmelpfennig vom Gesundheitsamt Kassel referierte dazu im März auf der Zentralen Fortbildung in Gießen.

Für LAK aktuell hat er die fünf wichtigsten Fragen rund um Antibiotika beantwortet:

  1. Mit der Einführung der Antibiotikatherapie in den dreißiger Jahren sind Antibiotika zu einem der wichtigsten Instrumente in der Behandlung von Infektionskrankheiten geworden. Durch die Zunahme von multiresistenten Erregern sind sie jedoch nicht mehr verlässlich effektiv. Wie ist es dazu gekommen?

    Im Prinzip gilt der Satz: „Druck erzeugt Gegendruck!“ Bezogen auf bakterielle Resistenzen heißt das: Wer Antibiotika einsetzt, erzeugt einen Selektionsdruck auf die Keime. Dieser begünstigt die Auswahl und das Überleben der Keime mit Resistenz und verschafft diesen daher einen Überlebensvorteil. D.h., der Anteil der resistenten Keime nimmt gemessen an deren Gesamtpopulation zu. Und je mehr und je länger wir Antibiotika einsetzen, umso größer wird das Problem.

  2. Warum rückt jetzt auch das zunehmende Auftreten von gram-negativen Infektionserregern in den Fokus?

    Viele gram-negativen Keime sind natürlicherweise im Darm vorkommend und sie sind wenig artspezifisch. Ein E. coli beispielsweise oder auch eine Salmonelle kann im Darm des Rindes, des Schweines, eines Pferdes oder Vogels oder eben auch in unserem Darm wohnen. Im Prinzip ist ein Austausch vom Tier auf den Menschen und umgekehrt möglich - letzterer aber seltener, weil wir Menschen Nutztiere halten und deren Produkte oder die Tiere selbst verzehren, ihre Ausscheidungsprodukte auf die Felder und in unsere Gewässer ausbringen und nicht umgekehrt.

    Wenn Sie sich dann klar machen, dass gegenwärtig größenordnungsmäßig 80 Prozent der Weltantibiotikaproduktion in der industriellen Tierproduktion eingesetzt wird, davon nur ein sehr geringer Teil zu therapeutischen Zwecken, wird die Dimension des Problems klar. Anders als z.B. einen MRSA, den ich bei Mensch und Tier unter günstigen Umständen eradizieren kann, ist dies bei den gram-negativen nicht der Fall. Darüber hinaus können diese MRGN (multiresistente gram-negativen Stäbchen) ihre (plasmidkodierten) Multiresistenzen höchst effektiv auch speziesübergreifend austauschen. Deshalb nimmt ihre Ausbreitung ständig zu und sie bestimmen das MRE-Problem (Problem der multiresistenten Keime) in steigendem Maße.

  3. Führende pharmazeutische Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aus der Antibiotikaforschung zurückgezogen. Warum?

    Das beruht darauf, dass der globale Pharmamarkt den Marktmechanismen gehorcht und das bedeutet: entwickelt und produziert wird, was die größte Gewinnerwartung verspricht und nicht unbedingt das, was der Patient am meisten benötigt. Für ein notwendigerweise betriebswirtschaftlich denkendes privates Pharmaunternehmen ist es betriebswirtschaftlich sinnvoller, die Entwicklungskosten von 700 Millionen bis 1,1 Milliarden Euro für ein Medikament einzusetzen, das möglichst oft und möglichst viel und auf Dauer eingesetzt werden muss, beispielsweise ein Antihypertonikum oder ein Insulin. Beide werden von chronisch Kranken über viele Jahre eingesetzt und die Zahl der Patienten ist hoch.

    Anders beim Antibiotikum, wenn es gut wirkt, muss der Patient es nur wenige Tage einnehmen. Hinzu kommt, dass aktuell ein wirklich neues Antibiotikum als Reservemedikament eingestuft würde, das zusätzlich zur Kürze der Einnahme auch noch Anwendungsbeschränkungen unterläge. Damit ist die Entwicklung neuer Antibiotika betriebswirtschaftlich weitgehend uninteressant. Diese Situation hat die Gesundheitsminister der G-7-Staaten schon zu der Überlegung geführt, Pharmahersteller, die bereit sind, neue Antibiotika zu entwickeln, zu subventionieren und zwar bis zu 1 Mrd. Euro, wenn sie sich im Gegenzug verpflichten, dieses Medikament zu fairen Konditionen dem Markt zur Verfügung zu stellen

  4. Welche Optionen stehen zur Verfügung, um multiresistenten Erregern weltweit wirksam zu begegnen?

    Das Problem muss global erkannt und angegangen werden:– „One world – one health!“ Der Missbrauch der Antibiotika in der industriellen Tierproduktion muss vermindert, besser gestoppt werden, was nur mit einer Änderung der Haltungsbedingungen geht, denn die führen gegenwärtig zu einem sehr hohen Infektionsdruck. Auch in der Humanmedizin muss das Bewusstsein dafür wachsen, dass Antibiotika sorgfältig indiziert gehören und ebenso sorgfältig eingenommen werden müssen. Auch müssen Antibiotika im Zugang beschränkt werden, in vielen Ländern kann man sie nahezu wie im Supermarkt kaufen. Das setzt allerdings voraus, dass Menschen überall Zugang zu guten Hygienebedingungen und Standards erhalten, wozu insbesondere sauberes Trinkwasser, einwandfreie Lebensmittel, gute Wohnverhältnisse und eine geordnete Abwasser- und Fäkalienentsorgung sowie Schutzimpfungen gehören. Und da, wo Antibiotika nichts nützen, z.B. bei Virusinfekten, dürfen sie nicht verordnet und angewendet werden, auch dann nicht, wenn der Patient es erwartet. Es müssen mehr Mittel für die antibiotische Grundlagenforschung und Entwicklung neuer Antibiotika bereitgestellt werden und neue Therapieprinzipien erforscht werden.

  5. Wie können Apotheker ihre Patienten für den sicheren Umgang mit Antibiotika sensibilisieren und welche Verhaltensmaßnahmen sollten empfohlen werden?

    Apotheker haben eine hohe Verantwortung und große Einflussmöglichkeiten in dieser Frage. Zum einen sollten die Apotheker über einen intensivierten Dialog mit den Ärzten ihr breites pharmazeutisches Wissen nutzen, um das Verordnungsverhalten der Ärzte beratend zu optimieren. Zum anderen sollte die Apothekerschaft im Rahmen ihrer Beratungsfunktion gegenüber den Patienten darauf hinwirken, dass diese die verschriebenen Antibiotika gewissenhaft und wie verordnet einnehmen. Antibiotika dürfen nicht einfach an Familienangehörige oder andere weitergeben werden, nach dem Motto: "Nimm mal, hat mir geholfen!“, sondern Patienten müssen begreifen, dass Antibiotika streng patientenbezogen sind und immer nur genau nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden dürfen. Überdies ist es hilfreich, wenn Apotheker helfen, das Wissen zu verbreiten, dass Antibiotika bei Viruserkrankungen nichts nützen.


Aus den Regionen


Die Apothekerinnen Alexandra Tscheuschner, Karin Borys und Anna Hoeft (v.l.n.r.),© Foto: Claudia Wegener

Gesundheitstage Nordhessen 2018: Wieder große Beteiligung der Apotheken

Bericht: Claudia Wegener, Baunatal

Am 16. und 17. März 2018 fanden in Kassel die Gesundheitstage Nordhessen statt. Traditionell finden sich jährlich Aussteller aus allen Bereichen rund um die Gesundheit: Kliniken, Pflegedienste, Reha-Zentren, Partner des öffentlichen Gesundheitswesens, Selbsthilfegruppe, Kostenträger – und Apotheker. Mit Unterstützung der Landesapothekerkammer Hessen und des Kurhessischen Apothekerverbandes konnten sich die Apothekerinnen und Apotheker Nordhessens an beiden Tagen vor Ort präsentieren.

Die Kolleginnen und Kollegen nutzten die Chance, bei jungen Menschen die Berufswelt Apotheke vorzustellen und für die Ausbildungsberufe zu werben. Darüber hinaus standen sie allen Besuchern als Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung. Bei Interesse wurde der BMI bestimmt und eine Einschätzung möglicher Risikofaktoren vorgenommen. Die persönliche Ansprache und das individuelle Gespräch wurden genutzt, um auf die Unverzichtbarkeit der wohnortnahen Apotheke hinzuweisen: diese Leistungen kann der Versandhandel nicht erbringen! Und die Lieferung nach Hause kann der Botendienst der örtlichen Apotheke schneller und besser gewährleisten als ein Paketdienst.


Anna Hoeft, © alle Fotos: Claudia Wegener

Im Bereich der Fortbildung waren Apothekerinnen und Apotheker gleich an mehreren Stellen vertreten:

  • Bettina de Schrijver hielt einen Besuchervortrag zum Thema „Naturheilmittel in der Hausapotheke – was empfiehlt der Apotheker?“ Sie stellte u.a. anschaulich dar, welche Qualitätsunterschiede bei Teedrogen zu beobachten sind.

  • Joachim Schulz referierte ebenfalls für Besucher zum Thema „Pflanzliche Arzneimittel – noch lange kein alter Hut!“

  • Im Rahmen der Lehrerfortbildung zeigte Claudia Wegener auf, wie man mit „Brainfood – fit durch den Tag“ kommen kann.

Am Samstag fanden im Rahmen des Arzt- und Apotheker Dialogs drei Veranstaltungen statt, die jeweils gemeinsam von Ärzten und Apothekern gestaltet wurden:

  • Die Apothekerinnen Dr. Silke Lauterbach und Claudia Wegener stellten die Regelungen des Entlassmanagements vor und zeigten Fallstricke und Probleme bei der praktischen Umsetzung auf. Dass hier noch viel Informationsbedarf vorhanden ist, zeigte die angeregte Diskussion im Anschluss an den Vortrag.

  • Lutz-Michael Schäfer, HNO-Arzt, und Apothekerin Claudia Wegener beleuchteten das Symptom „Schwindel“ aus der Sicht des jeweiligen Heilberuflers. Einige Messebesucher nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen an die Fachleute zu stellen – ein Zeichen für die Aktualität des gewählten Themas.

  • Zum Abschluss versuchten der Onkologe Dr. Mathias Kleiß sowie die Apothekerinnen Marion Schmidt und Kirstin Neidhardt die Frage zu beantworten: „Mikronährstoffe bei Tumorerkrankungen – sinnvolle Unterstützung oder Risiken für den Therapieerfolg?“ Auch hier zeigte das Publikum großes Interesse durch Nachfragen, die leider aufgrund der fehlenden Zeit nicht mehr ausführlich diskutiert werden konnten.

Der Freitag war der Tag für Schüler und Lehrer. Das Leitthema „Naturheilkunde“ zog dann aber am Samstag umso mehr Interessierte an, sodass auch in diesem Jahr etwa 10.000 Besucher auf der Messe gezählt wurden. Den Kolleginnen und Kollegen, die an Vorbereitung und Durchführung der vielfältigen Aktivitäten beteiligt waren, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt – ohne ihr Engagement wäre diese bevölkerungsnahe Imagekampagne nicht möglich!


Veranstaltungen


© Foto: Photographee.eu/shutterstock.com

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Impressum




 

LAK aktuell ist das amtliche Mitteilungsblatt der Landesapothekerkammer Hessen.
Herausgeber: Landesapothekerkammer Hessen, K.d.ö.R.

Chefredaktion: AzetPR

Ständige Mitarbeit: Ulrich Laut, Michael Aland, Johanna Hauser, Daniela Pach, Birgit Wolfraum
Verantwortlich für namentlich gezeichnete Beiträge: die Verfasser

Redaktionsbeirat: Ursula Funke (Vorsitzende), Prof. Dr. Mona Abdel Tawab, Dr. Sebastian Barzen,
Dr. Reinhard Hoferichter, Dr. Cora Menkens, Dr. Otto Quintus Russe, Dr. Viola Schneider

Anschrift des Herausgebers:
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