LAK aktuell Ausgabe April 2017
LAK aktuell Ausgabe April 2017
Macht- statt Sachpolitik
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Leider konnte sich einer der beiden Koalitionspartner nicht dazu durchringen, die flächendeckende Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort zu sichern und den Versandhandel auf das europarechtlich notwendige Maß zurückzuführen und somit auch unsere tägliche Arbeit für das Wohl der Menschen anzuerkennen.
Es kann nicht an mangelnder Information oder Wissen liegen, denn in unzähligen Gesprächen sowohl auf Länder- wie auch auf Bundesebene wurden die Abgeordneten, Minister etc. aller Parteien bestens informiert. Gerade in solchen Gesprächen haben zahlreiche Politiker aller Parteien verstanden, dass die Gleichpreisigkeit verschreibungspflichtiger Arzneimittel die Grundlage für eine funktionierende Arzneimittelversorgung ist - zum Schutze der Patienten, die sich dann gerade nicht um den Preis ihres benötigten Arzneimittels kümmern müssen, und natürlich als Grundlage für das Bestehen der Apotheke vor Ort. Dieses Wissen um die Zusammenhänge spielt dann aber bei parteipolitischem Taktieren nicht immer eine Rolle.
Machtpolitik in Vorwahlkampf- und Wahlkampfphasen kann man mit nüchternen Sachargumenten wohl nicht begegnen. Das ist nun leider nicht zu ändern. Um unser hervorragendes System der Arzneimittelversorgung in Deutschland auch in Zukunft erhalten zu können – mit inhabergeführten Apotheken, die flächendeckend für die Menschen zur Verfügung stehen-, gibt es keine Alternative zur Gleichpreisigkeit im Rx-Sektor.
Alle „Vorschläge“ der Bonibegrenzung und im Gegenzug einer bspw. höheren Notdienstpauschale sind unbrauchbar. Der Bundesgesundheitsminister weiß das, daher hält er auch nach wie vor an seinem Gesetzentwurf fest, allerdings wird eine Umsetzung in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu erreichen sein.
So wird das Thema „sichere und hochwertige Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort“ und „Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln“ auch im Wahlkampf eine große Rolle spielen.
Sowohl die ABDA wie auch wir sind jederzeit für Gespräche mit allen politischen Parteien offen und werden diese selbstverständlich führen. Allerdings macht es nur dann Sinn, wenn Gesprächen zum einen Tatsachen zugrunde liegen und keine Fehlbehauptungen in die Welt gesetzt werden und zum anderen bei bereits bestehenden runden Tischen nicht plötzlich ein Partner ausgegrenzt wird.
Uns allen war bewusst, dass der Weg nach dem 19.10.2016 steinig und mühsam sein würde. Das ist er – und er geht weiter! In der ersten Etappe haben wir das Ziel nicht erreicht – hier spielte uns der Wahlkampf dazwischen.
So müssen wir gemeinsam den Wahlkampf als Chance nutzen, um unser Anliegen und die bestmögliche Versorgung der Menschen vor Ort präsent zu halten und weiterhin mit allen Kräften für unsere Sache werben und kämpfen!
Die Kandidaten der Parteien wollen in ihren Wahlkreisen von den dort wahlberechtigten Bürgern gewählt werden – sie müssen verstehen, was gute und sichere Arzneimittelversorgung für ihre Wähler und den Wahlkreis bedeutet. Daher müssen wir mit allen Kandidaten vor Ort reden, gerade auch mit denen, die derzeit der Meinung sind, dass zum einen Versandhandel das Nonplusultra sei und zum anderen Boni, Rabatte etc. in heutiger Zeit dazugehörten.
Ich möchte Sie ermuntern und herzlich einladen, dass wir auch den weiteren Weg gemeinsam gehen und hier alles für die Sicherung unseres Systems unternehmen! Bundestagsabgeordnete müssen vor Ort erleben, was Apotheken leisten und dass Arzneimittel auch im 21. Jahrhundert Waren besonderer Art sind! Die Menschen sollen auch künftig den besten Nutzen von Arzneimitteln ziehen: hierzu brauchen sie unsere heilberufliche Beratung – und kein Verramschen von Arzneimitteln!
Ihnen, Ihren Familien und Ihren Mitarbeitern wünsche ich ein frohes Osterfest. Das gilt ganz besonders für all die Kollegen, die über die Feiertage Notdienst haben – Ihnen danke ich für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz – ohne Apotheker vor Ort geht es nicht!
Mit kollegialen Grüßen
Ihre
Ursula Funke
Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker
„Protonenpumpeninhibitoren (PPI) – Segen oder Fluch?" lautet die Überschrift der interdiziplinären Fortbildung für Ärzte und Apotheker, die am 26. April 2017 im Klinikum Kassel stattfindet. Das ausführliche Programm können Sie über den untenstehenden Link herunterladen.
Fortbildung für Ärzte und Apotheker
In der Reihe „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Geriater und Apotheker“ findet am 31. Mai die Vortragsveranstaltung „Sturz im Alter – Prävention und Therapie" in den DRK-Kliniken Nordhessen statt. Das ausführliche Programm können Sie über den untenstehenden Link herunterladen.
Neuer Seminarzyklus: Weiterbildung „Infektiologie" ab Ende Juni
Die Bekämpfung von Infektionen wird immer schwieriger, sei es durch zunehmende Resistenzen oder Lieferengpässe. Mit dem neuen Weiterbildungsbereich „Infektiologie“ werden Apotheker im Krankenhaus und in krankenhausversorgenden Apotheken für diese Herausforderung fit gemacht. Die Erarbeitung allgemeiner und individueller Empfehlungen zur antiinfektiven Therapie, Hygiene, aber auch Kommunikation und Informationsvermittlung stehen auf dem Lehrplan. Ein ganzer Tag wird dem Thema „Antibiotic Stewardship" gewidmet. Dies und alle weiteren Themen des Kurses machen den im Bereich Infektiologie weitergebildeten Apotheker zu einem unentbehrlichen Fachmann und wichtigen Ansprechpartner.
Es wird empfohlen, vor Aufnahme dieser Weiterbildung mindestens 12 Monate Berufserfahrung in einschlägigen Bereichen zu sammeln, ehe man sich dieser hochspeziellen Weiterbildung zuwendet.
Der neue Seminarzyklus startet am 24./25. Juni 2017 in Frankfurt am Main. Die weiteren Termine sind:
9./10. September 2017
18./19. November 2017
20./21. Januar 2018
3./4. März 2018
21./22. April 2018
9./10. Juni 2018
Weitere Informationen erhalten Sie auf www.apothekerkammer.de.
Vortragsveranstaltungen Sommersemester 2017
Die Vortragsreihe der DPhG LG Hessen RG Rhein/Main, der Landesapothekerkammer Hessen Region Frankfurt und der Goethe-Universität Frankfurt am Main finden im Sommersemester zum Themenschwerpunkt „Kinder“ statt.
25.04.2017 |
Prof. Dr. Matthias Schwab |
16.05.2017 |
Dr. Wolfgang Kircher |
06.06.2017
|
Prof. Dr. Wolfgang Jilg |
20.06.2017 |
Edith Bennack |
Die Vorträge finden jeweils um 20:15 Uhr im Biozentrum der Universität Frankfurt statt,
Max-von-Laue-Str. 9 (Campus Riedberg), 60438 Frankfurt am Main, Hörsaal B 1 (großer Hörsaal). Jede Veranstaltung ist von der Landesapothekerkammer Hessen mit drei Fortbildungspunkten zertifiziert.
Das Programm können Sie über den untenstehenden Link herunterladen.
Die nächsten Termine für den Begleitenden Unterricht für Pharmazeuten im Praktikum:
Die Begleitenden Unterrichtsveranstaltungen nach § 4 Abs. 4 der Approbationsordnung für Apotheker finden ganztags statt. Teilnahmevoraussetzung ist der bestandene zweite Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung.
Termin Teil 2:
28. August bis 8. September 2017
Veranstaltungsort:
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich 15 - Chemie
Hörsaal A +5/0030
Hans-Meerwein-Strasse 8
35043 Marburg
abweichend am Montag, den 4. September 2017: diverse Hörsäle in Marburg, Lahntal.
Termin Teil 1:
5. bis 16. März 2018
Veranstaltungsort:
Biozentrum Niederursel
Hörsaal B 1, Gebäude N 100
Max-von-Laue-Str. 9
60438 Frankfurt am Main
Die Anmeldung zu den Begleitenden Unterrichtsveranstaltungen erfolgt >> online und muss nachfolgende Daten enthalten: Name, Vorname, Privatanschrift und den zu absolvierenden Teil.
Die Pharmazeuten im Praktikum erhalten nach Anmeldeschluss eine Anmeldebestätigung und weitere Informationen von der Geschäftsstelle. Der Stundenplan steht kurz vor den Veranstaltungen auf der >> Homepage der Landesapothekerkammer Hessen.
AMINO-Datenbank: Für Sie gefunden und aufbereitet
Thema: Therapie
Frage: Vergleich von Rosuvastatin mit Fluvastatin: Was sind die jeweiligen Vor- und Nachteile?
Kommentar:
Die auf dem deutschen Markt verfügbaren Statine haben alle den gleichen Wirkungsmechanismus: selektive, kompetitive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase. Im Hepatozyten führt dies zu einer Hochregulation des LDL-Rezeptors und damit zu einer vermehrten LDL-Aufnahme aus dem Blut. Der LDL-Spiegel sinkt dosisabhängig um bis zu 50 %. Der Triglyzeridspiegel kann ebenfalls leicht abfallen. Der HDL-Cholesterinspiegel kann geringgradig (bis zu 10 %) ansteigen.
Das Ausmaß der LDL-Senkung unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Statinen. Rosuvastatin ist beispielsweise deutlich potenter als Fluvastatin. Rosuvasatin 5 mg und Fluvastatin 80 mg gelten als äquivalent in Bezug auf ihre Wirksamkeit.
Insgesamt ist das Interaktionspotential im Hinblick auf CYP-Enzyme (v.a. CYP2C9) für beide Substanzen als eher gering einzuschätzen. Die Gabe von Rosuvastatin in Kombination mit Ciclosporin ist kontraindiziert, da es zu stark erhöhten Plasmaspiegeln von Rosuvastatin kommen kann. Des Weiteren darf die Höchstdosis von 40mg Rosuvastatin pro Tag bei Kombination mit einem Fibrat nicht verordnet werden. Diese speziellen Hinweise betreffen nur Rosuvastatin und können beispielsweise bei der Statin-Auswahl für Patienten nach einer Nierentransplantation eine wichtige Rolle spielen.
Die Anwendung von Rosuvasatin bei schwerer Niereninsuffizienz ist kontraindiziert. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, GFR < 60 ml/min, darf die standardmäßig zugelassene Tageshöchstdosis von 40 mg nicht gegeben werden. Fluvastatin kann unabhängig von der Nierenfunktion dosiert werden.
Die Entwicklung von reversiblen muskulären Störungen ist die bedeutendste Nebenwirkung der Statine. Es handelt sich dabei um einen Klasseneffekt. Das Risiko für das Auftreten von Statin-induzierten Muskelstörungen hängt von verschiedenen Faktoren ab (u. a. Dosis, Begleiterkrankungen, Nierenfunktion, Alter des Patienten,…). Das Risikopotential von Fluvastatin und Rosuvastatin wird jedoch als vergleichbar und eher gering eingeschätzt.
Die höchste Aktivität des Enzyms HMG-CoA-Reduktase tritt normalerweise abends bzw. nachts auf, da die körpereigene Cholesterinproduktion immer dann am höchsten ist, wenn am wenigsten Cholesterin über die Nahrung zugeführt wird. Deshalb wird empfohlen, Statine abends einzunehmen. Da die Halbwertszeit von Rosuvastatin mit 19 Stunden jedoch relativ lange ist, ist bei diesem Wirkstoff auch eine Gabe am Morgen möglich. Bei Fluvastatin sollten die unretardierten Formen am Abend gegeben werden, Retardpräparate dagegen können ebenfalls unabhängig von der Tageszeit eingenommen werden. Dies kann v. a. bei Patienten mit Adhärenz-Problemen vorteilhaft sein.
Fazit: Rosuvastatin ist in Bezug auf die LDL-Cholesterinsenkung deutlich potenter als Fluvastatin. Das Interaktions- und Nebenwirkungspotential ist für beide Wirkstoffe vergleichbar. Wichtiger Unterschied ist die Kontraindikation in Bezug auf eine kombinierte Gabe von Rosuvastatin und Ciclosporin. Bei Patienten mit bekannter Niereninsuffizienz bietet Fluvastatin einen gewissen Vorteil, da keine Dosisanpassungen nötig sind.
Quelle: AMINO-Datenbank
Gesundheitstage Nordhessen
Gesundheit hautnah - rund 10.000 Besucher informierten sich am letzten Märzwochenende auf den „Gesundheitstagen Nordhessen“ im Kongress Palais Kassel. An beiden Veranstaltungstagen konnten sich die Messebesucher aller Altersgruppen zu gesundheitsfördernden Dienstleistungen und verschiedenen Therapieformen, aber auch über Branchenneuigkeiten kompetent informieren lassen.
Gesundheitsregion Nordhessen
Die Gesundheitstage Nordhessen sind ein Baustein, mit dem die Gesundheitsregion Nordhessen die Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit unterstützt. Mit zwölf Milliarden Euro Umsatz pro Jahr und einem Wertschöpfungsanteil von etwa 30 Prozent ist diese Branche auch ein gewichtiger Arbeitgeber.
Bevölkerung schätzt die Apotheke vor Ort
Mit einem Gemeinschaftsstand waren auch die Landesapothekerkammer und der Landesapothekerverband vor Ort. Ein kleines und hochengagiertes Team von Apothekerinnen informierte an beiden Tagen über das breite Leistungsangebot der Apotheken vor Ort und beriet zu dem Themenkomplex Arzneimitteltherapiesicherheit. Wie sehr die Menschen, gleich welchen Alters, die wohnortnahe Versorgung und die gute Beratung in den Apotheken schätzen und unterstützen, erfuhren die Apothekerinnen in vielen Gesprächen mit den Messebesuchern.
Arbeitsplatz Apotheke
Auch viele Schüler nutzten die Gesundheitstage, um sich über die Arbeitsplätze der Branche zu informieren. Am Apothekerstand konnten der Arbeitsplatz Apotheke und insbesondere die Ausbildungsberufe zur PKA und PTA beworben werden. Viele Schülerinnen und Schüler wurden dazu motiviert, in ihrer Apotheke vor Ort nach einem Schnuppertag oder einem Praktikumsplatz zu fragen. Aktionen dieser Art sind sehr wichtig, denn: Viele Schüler wussten gar nicht, dass es neben dem Apotheker noch weitere Berufsbilder in der Apotheke gibt.
Apothekerin Michaela Mann referierte vor Lehrern zum Thema „Sucht – Drogen und ihre Auswirkungen“ und stellte damit die pharmazeutischen Kompetenzen auch auf diesem Gebiet dar.
Fortbildung hat Tradition: Arzt- und Apotheker-Dialog
Traditioneller Bestandteil der Gesundheitstage Nordhessen ist das Fortbildungsprogramm für Ärzte und Pflegeberufe. Zum zweiten Mal wurde in diesem Jahr der Arzt- und Apotheker-Dialog durchgeführt, er dient der gemeinsamen Fortbildung und dem interdisziplinären Austausch. Nach der Eröffnung durch Prof. Dr. Hans-Günther Melchior, wissenschaftlicher Leiter und Begründer der Gesundheitstage Nordhessen, begrüßte Holger Schach, Geschäftsführer des Regionalmanagement Nordhessen und Organisator der Gesundheitstage, die Zuhörer. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, betonte in ihrem Grußwort, wie wichtig die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker für die Arzneimitteltherapiesicherheit ist.
Multimedikation aus Sicht von Arzt und Apotheker
Der Themenkomplex „Multimedikation“ wurde aus ärztlicher sowie pharmazeutischer Perspektive aufgegriffen. Hierzu referierten Dr. Christoph Claus, Facharzt für Allgemeinmedizin in Grebenstein, und Claudia Wegener, Apothekerin in Melsungen. Im zweiten Teil ging es um die aktuelle „Therapie der COPD“. Dr. Sebastian Pietrzak, Facharzt für Pneumologie aus Kassel, brachte die Teilnehmer mit frischen Informationen vom Pneumologen-Kongress Stuttgart auf den neuesten Stand. Claudia Wegener gab dann einen Überblick über die inhalativen COPD-Therapeutika und der dazugehörigen Devices, die in den letzten beiden Jahren neu auf den Markt kamen. Zwei Fallbeispiele, die zwischen Ärzten und Apothekern diskutiert wurden, rundeten den Arzt- und Apotheker-Dialog ab.
Dank an die Apothekerinnen vor Ort
Zwei Tage mit etwa 1.000 Standbesuchern – eine Erfolgsbilanz, die auch zeigte, wie hoch die Wertschätzung der Bevölkerung für die Beratung in den Apotheken vor Ort ist. Die Landesapothekerkammer Hessen bedankt sich ganz herzlich bei Claudia Wegener, Regionale Fortbildungsbeauftragte in Kassel, für die Organisation, die inhaltliche Gestaltung und die Vorträge sowie den engagierten Apothekerinnen Heike Leonhardt, Astrid Curth, Anna Hoeft, Michaela Mann, Karin von Spalden, Thanh Thach, Ilse Neitzel, Marion Schmidt, Bettina de Schrijver und Kornelia Hellmuth, die ihre freie Zeit für die Betreuung des Standes eingesetzt haben. Ohne sie wäre eine Präsenz bei dieser regional so bedeutsamen Messe nicht möglich gewesen.
Rückblick: 96. Zentrale Fortbildungsveranstaltung
„Aktuelle Therapiekonzepte kardiovaskulärer Erkrankungen“ standen im Fokus der 96. Zentralen Fortbildungsveranstaltung der Landesapothekerkammer Hessen. Rund 500 Apothekerinnen und Apotheker kamen an den beiden Veranstaltungstagen nach Gießen, um ihr Wissen aufzufrischen, zu vertiefen und damit ihre Beratungskompetenzen weiter zu schärfen. Namhafte Referenten beleuchteten neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, moderne Therapiemöglichkeiten und Problemstellungen durch Interaktionen. Laut statistischem Bundesamt sind über 40 Prozent aller Todesfälle auf kardiovaskuläre Erkrankungen zurückzuführen.
Rund 75.000 Unterschriften in Hessen sind ein unübersehbares Signal
Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, eröffnete die Zentrale Fortbildung und nahm ihr Grußwort zum Anlass, sich für das Engagement der hessischen Apothekerinnen und Apotheker zu bedanken. Ihnen sei es zu verdanken, dass in nur wenigen Wochen rund 75.000 Unterschriften für die wohnortnahe Apotheke und gegen den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gesammelt werden konnten. Bundesweit sprachen sich 1,2 Millionen Patienten mit ihrer Unterschrift dafür aus. Ein Signal, das für die Politik unübersehbar sei, so Ursula Funke. Bereits nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes habe Bundesgesundheitsminister Gröhe schnell erkannt, dass das flächendeckende System schützens- und erhaltenswert sei und einen entsprechenden Referentenentwurf vorgelegt.
Dialog Apotheker – Politiker vor Ort
Auffällig sei es, dass gerade in dünner besiedelten Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern mehr Patienten für den Erhalt der bewährten Struktur unterschrieben haben, führte Ursula Funke fort. Das unterstreiche die Wichtigkeit der Apotheke vor Ort für die Menschen in den ländlichen Gebieten und widerspräche der Einschätzung der Politiker, die den Versandhandel hier als wichtiger erachteten. Gerade mit Blick auf die beginnende Wahlkampfphase dürfe die Apothekerschaft jetzt nicht nachlassen, so Ursula Funke weiter. In den zahlreichen Gesprächen mit Politikern auf Landes- und Bundesebene, die in den letzten Monaten stattfanden, sei sehr deutlich geworden, dass Politiker auf Landesebene die Problematik besser erfassen können, denn: „Sie sind näher dran und erkennen die Wichtigkeit der Apotheke für die Menschen vor Ort.“
Sie appellierte an die Apotheker: „Engagieren Sie sich im Wahlkampf, sprechen sie mit den Kandidaten vor Ort und zeigen Sie ihnen den Wert der Apotheke für die Bürger.“ Und auch mit Blick in Richtung der Patienten sei es wichtig, sich weiterhin zu engagieren: „ Zeigen Sie im Gespräch die Besonderheiten der niedergelassenen Apotheke auf, zeigen sie auf, welchen Risiken das bewährte Apothekensystem derzeit ausgesetzt ist.“
„Wir wollen das E-Zeitalter mitgestalten“
Ursula Funke betonte: „Wir sind immer schneller als der Versandhandel, der Onlinehandel oder eine ausländische Hotline können die Apotheke vor Ort weder in ihrer Schnelligkeit noch in ihrer Beratungsleistung schlagen.“ Es könne zudem keine Rede davon sein, dass sich die Apotheker der Digitalisierung verschließen würden, denn: „ Wir Apotheker waren der Technisierung und der Digitalisierung gegenüber immer schon aufgeschlossen. Bereits in 1960er Jahren haben wir mit dem Lochkartensystem das Bestellwesen der Arzneimittel revolutioniert und waren Vorbild für andere Branchen. Heute sehen wir dank modernster Datenbanken online und in Echtzeit, in welcher Niederlassung des Großhandels welche Packung verfügbar ist und können entsprechend schnell handeln.“ Auch der Austausch sensibler Daten sei Dank eines hochmodernen und sicheren Systems möglich. Ursula Funke ergänzte: „Wir wollen das E-Zeitalter mitgestalten“.
„Nicht nur der SPD-Kanzlerkandidat spricht gern vom Bäckermeister um die Ecke“, so Ursula Funke weiter. „Doch nicht nur der Bäckermeister schafft Arbeitsplätze und zahlt Steuern, wir tun das auch. Es ist mir unverständlich, wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird.“ Nun läge es am Koalitionsausschuss, die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln zu sichern, dem Taten folgen zu lassen und den Bundesgesundheitsminister zu unterstützen, so Ursula Funke.
Neu: GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz und „Cannabis-Gesetz“
Zwei weitere Gesetze, schloss Ursula Funke ihr Grußwort, habe die Apotheker in den letzten Tagen beschäftigt: Letzte Woche wurde das GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz vom Bundestag verabschiedet. „Der Erhöhung der Gebühr für den BtM-Dokumentationsaufwand und der Erhöhung für die Rezepturherstellung steht nun nichts mehr im Wege“, so Ursula Funke. „Seit 10. März kann Cannabis für medizinische Zwecke verordnet werden.“ Wichtig sei es, dass der Arzt und der Patient vor der Erstverordnung eine Genehmigung der Krankenkasse für die Kostenübernahme einholen, erst dann könne der Apotheker die ärztliche Verordnung einlösen.
Moderation
Prof. Dr. Dieter Steinhilber, Sprecher der Akademie für Pharmazeutische Fortbildung, führte als Moderator durch beide Veranstaltungstage, an der Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Hessen teilnahmen.
Herz – Erkrankungen, Diagnostik, Interventionen
Welches Gewicht die Rolle des Apothekers bei kardiovaskulären Erkrankungen hat, erläuterte Dr. Campo dell’ Orto, Facharzt für Kardiologie und Innere Medizin an der Sportklinik Bad Nauheim, in seinem Vortrag. Zunächst stellte er den Themenkomplex Herztod beim Sport in den Fokus. Das Sport gesund sei, stimme auf den ersten Blick. Die Sauerstoffaufnahme und das kardiale Output nehmen zu, die anaerobe Schwelle wird ausgebaut, die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität verbessern sich. Doch: Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache von Sportlern und betrifft auch Kinder und Jugendliche, wobei die Risiken auch sportart- und sportlerspezifisch sind.
Screening minimiert Risiko
Dr. Campo dell’ Orto stellte die sogenannte Fünferregel vor: Demnach geschehen fünf Prozent aller plötzlichen Herztodfälle beim Sport, fünf Prozent dieser Fälle betreffen junge Athleten, der Anteil der Frauen liegt bei fünf Prozent. Männer sind signifikant häufiger von kardialen Ereignissen betroffen. Durch Vorsorgeuntersuchungen und Screenings können diese Risiken minimiert werden: Pro eine Million gescreenter junger Sportler werden circa 50.000 bis 300.000 kardiale Auffälligkeiten entdeckt, ein Prozent werden als nicht-sporttauglich eingestuft.
Häufigste Gründe für ein kardiales Ereignis sind hypertrophe Kardiomyopathien oder angeborene Herzprobleme, einen Schutz können Vorsorgeuntersuchungen – auch schon für Kinder – bieten. Thoraxtraumen, Embolien, allergische Reaktionen oder Drogenmissbrauch sind laut Studien weitere Gründe für den plötzlichen Sportlertod, so Dr. Campo dell’ Orto weiter.
Herztodfälle im Freizeitsport steigen an
Mit wachsender Zahl der Freizeitläufer bzw. Marathonteilnehmer steige auch die Zahl der kardialen Ereignisse bzw. Herztodfälle beim Marathon an. 95 Prozent der Teilnehmer zählen dabei zur Risikogruppe: Sie seien nicht ausreichend trainiert, Raucher oder ehemalige Raucher, älter als 40 Jahre, leiden unter Begleiterkrankungen oder seien Tumorpatienten, erläuterte Dr. Campo dell’ Orto. Er ergänzte, dass gerade auf den letzten sechs Kilometern des Marathons sich die meisten kardialen Ereignisse ereigneten und das oft aus falschem Ehrgeiz. Rund 80 Prozent dieser Herztoten zeigten vorher keine Symptome, 80 Prozent hatten keine kardiale Vorerkrankungen, bei weniger als fünf Prozent lagen kardiale Ereignisse in der Familie vor. Doch häufig, betonte Dr. Campo dell’ Orto, lagen Risikofaktoren für eine koronare Herzerkrankung wie Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Übergewicht, Nikotinkonsum oder Diabetes vor.
Interaktionscheck ist wichtig
Was ist die Ursache eines plötzlichen Herztodes bei Athleten unter 35 Jahren? Häufig seien arrhythmogene rechts-ventrikuläre Dysplasien. Dies ließe sich im Kardio-MRT feststellen, unterstrich Dr. Campo dell’ Orto die Wichtigkeit eines Screenings. Herzrhythmusstörungen können angeboren sein, sind aber auch häufig medikamentös initiiert. Verschiedene Blutdruckmedikamente kombiniert mit Antibiotika können beispielsweise Auslöser eines kardinalen Ereignisses sein, der Interaktionscheck ist daher besonders wichtig, betonte der Kardiologe.
Herztod durch Ersthilfe verhindern
Essentiell sind zudem Ersthelfermaßnahmen, insbesondere eine Thoraxkompression, um den plötzlichen Herztod zu verhindern bzw. dauerhafte neurologische Schäden zu vermeiden. Viele Risikopatienten bewegen sich aufgrund ihrer bereits vorhandenen Erkrankungen auch, richtete sich Dr. Campo dell’ Orto an das Auditorium, in der Apotheke. Aus seiner Sicht sind Kenntnisse der Reanimation oder auch ein Defibrillator hier von größter Wichtigkeit, er regte daher regelmäßige Erste-Hilfe-Schulungen für das Apothekenpersonal an.
Fokussierte Echokardiographie – Zeitverlust oder Erkenntnisgewinn
In seinem zweiten Vortrag stellte Dr. Campo dell’ Orto die Innovation der Notfallechokardiographie im präklinischen Setting vor, das die Sportklinik Bad Nauheim in ihrem Kreis initiiert hat. Durch ein Ultraschallgerät auf dem Notarztwagen und der Schulung von Notärzten sowie Rettungsassistenten können schon am Notfallort diagnoseangepasste Therapien eingeleitet werden. Die schon vor Ort durchgeführte Perikardtamponade mit Perikardpunktion, die Lysetherapie bei Lungenembolie und die Anlage einer Thoraxdrainage bei Pneumothorax die Überlebenswahrscheinlichkeit des kritisch erkrankten Patienten.
Das geht ans Herz – Risiken und Maßnahmen im Medikationsmanagement bei QT-Verlängerung
Unter QT-Zeitverlängerung seien insbesondere Frauen betroffen, eröffnete Dr. Dirk Keiner, Fachapotheker für Offizin-Pharmazie und für Klinische Pharmazie am Zentralklinikum Suhl, seinen Vortrag. Zwar seien Männer durch eine Repolarisationsreserve weniger risikogefährdet, die Mortalitätsrate bei Männern wäre dennoch höher. Die Patienten sollten ihre Medikation sowohl bei der Erst- als auch bei der Folgeverordnung vollumfänglich zentral erfassen lassen, am besten in ihrer Stammapotheke. Nur dann können alle Arzneimittel in das Bewertungsverfahren einbezogen werden.
Drei Prozent aller verschreibungspflichtigen Arzneien von QT-Zeitverlängerung betroffen
Viele Medikamente, so führte Dr. Keiner aus, tragen kardiale Risiken hinsichtlich der QT-Zeitverlängerung, betroffen sind etwa drei Prozent aller verschreibungspflichtigen Arzneien. Dr. Keiner wies in seinem Vortrag darauf hin, dass diese Risiken durch Softwarewarnmeldungen minimiert werden. Im Fokus stehen Kardiaka mit 62 Prozent, Psychopharmaka (38 Prozent) und Antibiotika (24 Prozent). 10 bis 20 Prozent der Patienten, die medikamentenbedingt eine überschießende QT-Verlängerung entwickeln, sterben im Zusammenhang mit einer Torsade-de-pointes-Arrhythmie (TdP). Bei den Risikofaktoren spielen u.a. eine Rolle: das fortgeschrittene Alter (älter als 65 Jahre), Arzneimittelinteraktionen, die genetische Prädisposition, ein Elektrolytmangel sowie das Geschlecht des Patienten – Frauen sind häufiger betroffen. Die Liste der Risikoarzneimittel sei heterogen und lang, so Dr. Keiner. Für das Medikationsmanagement durch den Apotheker sind Kenntnisse über die Risikofaktoren des Patienten, die Risikoarzneimittel und die Risikobewertung unerlässlich. Werden in der Apothekensoftware Warnmeldungen angezeigt, erläuterte Dr. Keiner, sollte der Apotheker über entsprechende Symptome aufklären und bei Risikoarzneimitteln erfragen, ob ein Monitoring erfolgt ist.
QTc-Zeit ist die frequenzkorrigierte QT-Zeit
Europaweit hat man sich darauf verständigt, dass eine QT-Zeitintervallverlängerung zu ermitteln und zu korrigieren ist, die QTc-Zeit ist die frequenzkorrigierte QT-Zeit. Eine QTc-Zeit oberhalb von 480 bis 500 msec oder > 60msec nach Behandlungsbeginn erhöht das TdP-Risiko.
Long-QT-Syndrom wird nicht gescreent
1 von 2.000 Neugeborenen, referierte Dr. Keiner, trägt ein erblich bedingtes Long-QT-Syndrom, es kann bei einem sonst herzgesunden Menschen zum plötzlichen Herztod führen. Doch trotz des hohen Risikos von 1 zu 2.000 wird es nicht gescreent. Zudem gibt es viele Pharmaka, die das Syndrom auslösen können.
Rote-Hand-Brief
Dr. Keiner erläuterte, welche Fragen in der Apotheke im Patientengespräch abgeklärt werden müssen. QT-kritische Medikamente sind u.a. Antiarrhythmika, Antibiotika, Antiemetika, Antihistaminika, Antimalaria und Antipsychotika. In der Apotheke, am „Point of Care“, so Dr. Keiner, gibt der Rote-Hand-Brief Aufschluss über Warnmeldungen. Zu bedenken gab er jedoch, dass Altsubstanzen oftmals hinsichtlich einer QT-Zeitverlängerung nicht erfasst sind. Auch sei eine mögliche Diskrepanz zwischen Fachinformation und Rote-Hand-Brief zu beachten.
Risikopatienten
Schizophrenie-Patienten haben bedingt durch ihre Erkrankung eine QT-Zeitverlängerung um 20 msec, hinzu kommen noch QT-zeitverlängernde Neuroleptika (z.B. Haloperidol, Clozapin, Risperidon, Olanzapin) die zwischen 10 bis 30 msec liegen. Durch Antidepressiva (z.B. SSRI, Mirtazapin) kommen nochmals 24 msec hinzu, daher sind die Zuwächse an QT-Zeit bei dieser Patientengruppe immens. Außerdem, so Dr. Keiner, leiden Schizophrenie-Patienten unter einer erhöhten Infektanfälligkeit, durch die Medikation wird die QT-Zeitverlängerung noch weiter erhöht.
Bei Krebspatienten gilt es zu bedenken, dass durch die Medikation in der Krebstherapie die männliche Repolarisationsreserve aufgelöst wird, damit steigt das Risiko der QT-Zeitverlängerung bei Männern an.
Was der Apotheker vom Patienten wissen muss
Eine überaus wichtige Frage im Beratungsgespräch sei, ob der Patient bereits eine QT-Zeitverlängerung hatte, erläuterte Dr. Keiner. Es gilt: einmal QT-Zeitverlängerung, immer QT-Zeitverlängerung. Weitere Fragestellungen in der Beratung sollten sein: Wann war die letzte Elektrolytkontrolle, wann wurde die Niere das letzte Mal kontrolliert, wann wurde ein EKG durchgeführt, nimmt der Patient Risikomedikamente ein. Auch bei einem geringen Patientenrisiko sollte nachgefragt werden, fasste Dr. Keiner zusammen. So sei die Kombination mehrerer QT-zeitverlängernder Medikamente zu vermeiden, QT-zeitverlängernde Wirkstoffe und Arzneimittel, die bestimmte Leberenzyme hemmen (CYP2D6, CYP3A4), sollten nicht kombiniert werden. Vermieden werden sollten außerdem QT-zeitverlängernde Wirkstoffe und Diuretika, die eine Hypokaliämie verursachen können. Von großer Bedeutung, schloss Dr. Keiner seinen Vortrag, sei es, den Patienten für die kardiale Toxizität seiner Arzneistoffe zu sensibilisieren und durch das Medikationsmanagement Signale für kardiale Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
Medikamentöse, interventionelle und chirurgische Therapie der KHK, Update 2017
Dr. Andreas Rolf, Leitender Oberarzt der Abteilung Kardiologie an der Kerckhoff-Klinik, stellte in seinem Referat die aktuellen Therapieoptionen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vor. 2015 wurden 660.000 stationäre Behandlungen bedingt durch ischämische Herzerkrankungen erfasst, die Mortalitätsrate ist mit 13,5 Prozent aller in Deutschland verstorbenen Menschen hoch und immer noch die häufigste Todesursache. Diesem Risiko kann durch eine zeitnahe Diagnostik und Therapie begegnet werden. Durch die zeitnahe, flächendeckend in Deutschland durchgeführte Revaskularisation des verstopften Herzkranzsystems ist die Mortalitätsrate deutlich zurückgegangen.
Die Rolle des Apothekers in der Therapie
Die Behandlung der koronaren Herzkrankheit beeinflusst die Prognose des Patienten entscheidend, so Dr. Rolf. Die Beseitigung eines einzelnen hämodynamischen Problems verhindere nicht das Auftreten eines weiteren Infarktes, betonte er, dies könne nur durch eine gute pharmakologische Behandlung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker ermöglicht werden. In der Prävention und der Therapie käme den Apothekern eine entscheidende Rolle zu. Nicht nur die epiduralen Herzkranzgefäße, auch die Mikrozirkulation dürfe nicht aus dem Auge verloren werden.
Therapieansätze
Steht das koronare System eines Patienten unter oxidativem Stress – bedingt durch eine Hypercholesterinämie oder durch eine Hypertonie, weil der Patient raucht und andere klassische Risikofaktoren vorliegen – führt das zu einer endothelialen Dysfunktion. Eine entscheidende Rolle spielt zudem das Angiotensin II, ACE-Hemmer sind in der medikamentösen Therapie daher von großer Bedeutung. Dr. Rolf führte weiter aus, dass es verschiedene Therapieansätze gibt, an erster Stelle stehe die Revaskularisation des Zielgefäßes, entweder durch eine Perkutane Koronarintervention (PCI) oder durch eine Bypass-Operation. Dazu kämen die medikamentöse Therapie sowie die antianginöse Therapie, die Beschwerden lindert, jedoch nicht lebensverlängernd wirkt. In diesem Kontext seien die Medikamente, die prognostisch gegeben werden müssten, sowie die präventiven Maßnahmen wichtig.
Drug-Eluting Stents zählen zur Standardtherapie
Dr. Rolf berichtete über die umfangreichen Forschungen, mit welchem Pharmakon der Drug-Eluting Stent, die inzwischen neben den Bare Metal Stents zur Standardtherapie zählen, beschichtet wird. Hier haben sich Sirolimus, Everolimus bzw. Zotarolimus als sehr effektive Immunsuppressiva etabliert, sie senken die Restenose-Rate. Eine wichtige Rolle, so führte Dr. Rolf weiter, spiele das Polymer Coating, es fungiert als Träger für das Pharmakon auf dem Metallstent. Das Polymer selbst kann zu akuten oder subakuten Stent-Thrombosen führen, dies komme durch den Einsatz moderner Polymere nur noch selten vor, so Dr. Rolf. Er stellte zudem eine weitere Stent-Gruppe, die BioMatrix-Stents, vor. Sie setzen aus einem bioresorbierbaren Polymer, das sich nach sechs bis neun Monaten aufgelöst hat, das Immunsuppressivum Biolimus frei.
Take Home Message für den Patienten: sechs Monate duale Plättchenhemmung
Dr. Rolf erläuterte im weiteren Verlauf die Gefahr bei einer akuten Stent-Thrombose. Sie ist lebensbedrohlich (Mortalitätsrate: 15 Prozent) und muss unbedingt mit einer dualen Plättchenhemmung (DAPT) verhindert und die Therapieadhärenz über einen Zeitraum von sechs Monaten aufrecht erhalten werden. Gemäß Leitlinie soll der Patient zudem therapiebegleitend ASS einnehmen. Die Gruppe der GP2B3A Antagonisten wird, so Dr. Rolf weiter, auf der Intensivstation nur noch selten verabreicht. Muss bei der stationären Behandlung zusätzlich eine Antikoagulation-Therapie eingesetzt werden, sollte unfraktioniertes Heparin gegeben werden. Für die akuten Koronarsyndrome gelte dies prinzipiell auch, für die duale Plättchenhemmung wird jedoch Prasugrel oder Ticagrelor empfohlen - im klinischen Alltag wird bei rund 90 Prozent der Patienten Ticagrelor angewandt, ergänzte Dr. Rolf.
CAD-Leitlinie 2013 immer noch gültig
Für die weitere medikamentöse Therapie hat die CAD-Leitlinie von 2013 weiterhin Gültigkeit, so Dr. Rolf. Bei der antiaginösen Therapie stehen kurzwirksame Nitrate an erster Stelle. Bei Patienten mit einer Angina, die oftmals eine Störung der Mikrozirkulation zeigen, sei, so Dr. Rolf, Ranolazin besonders wirksam, es habe jedoch keinen Effekt auf die Prognose. Hier sei die Vorbeugung vor weiteren Infarkten von großer Bedeutung, diese Patientengruppe müsse lebenslang ASS, bei Unverträglichkeiten alternativ Clopidogrel, sowie Statin einnehmen. Das sei, betonte Dr. Rolf, ganz entscheidend für die Prognose des Patienten.
Triple-Therapie
Manche Patienten, die beispielsweise Vorflimmern oder eine Kunstklappe haben, benötigen für eine definierte Phase und entsprechend des Blutungsrisikos eine Triple Therapie. Hier kommt es jedoch regelmäßig zu Blutungskomplikationen. Eine Studie zu neuen oralen Gerinnungshemmern zeigt, dass durch eine niedrigdosierte Rivaroxaban-Therapie zum einen kardiovaskuläre Ereignisse signifikant verhindert und Blutungskomplikationen miniert werden können.
Statin-Therapie
Die Senkung des Cholesterinspiegels und die Ereignisreduktion stehen in direktem Zusammenhang, formulierte Dr. Rolf. Es gilt: Je stärker der Cholesterinspiegel gesenkt wird, desto weniger Ereignisse treten auf. Dabei haben schon marginale Abweichungen – LDL-Cholesterin: zwölf Milligramm pro Deziliter, Blutdruck: drei Millimeter Hg im Mittel weniger – einen signifikant protektiven Effekt.
Dr. Rolf stellte die Ergebnisse der Fourier-Studie vor, die die Wirkung des PCSK9-Inhibitors Evolocumab zur Behandlung der Hypercholesterinämie untersuchte. Es konnte bewiesen werden, dass durch die Gabe von Evolocumab das Cholesterin gesenkt und damit das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse signifikant reduziert werden kann. Dr. Rolf formulierte, bei Cholesterin gelte ganz eindeutig „the lower, the better“.
Diabetes-Therapie
Das HbA1c-Ziel ist kleiner als sieben Prozent, das könne mit den Substanzen Liraglutid, Semaglutid und Empagliflozin erreicht werden. Drei unabhängige Studien kommen zu der Konklusion, dass Patienten, die mit diesen Medikamenten behandelt wurden, die weniger kardiale Ereignisse hatten. Doch: Ein gut eingestellter Diabetiker sollte nicht durch den Kardiologen umgestellt werden, das sei, so Dr. Rolf, Aufgabe des Diabetologen und des Hausarztes.
Pegasus-Studie
Für diese Studie wurden Patienten mit schweren Wandveränderungen und diffus verändertem Koronarsystem untersucht. Wie ist das weitere Prozedere, wenn das Gefäß versorgt wurde? Wird die duale Plättchenhemmung über einen verlängerten Zeitraum von mehr als der vorgeschriebenen zwölf Monate fortgesetzt, können koronare Ereignisse verhindert werden. Die Studie zeigt, dass Patienten, die drei Jahre mit DAPT behandelt wurden, signifikant weniger Ereignisse haben. Bei einer geringeren Dosierung von 60 Milligramm Ticagrelor ergaben sich in der Studie weniger Blutungskomplikationen als bei der klassischen Dosierung mit 90 Milligramm.
Neue Wirkmechanismen und Pharmaka in der Therapie der Herzinsuffizienz
Eine Herzinsuffizienz, definierte Prof. Dr. El-Armouche, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie an der Technischen Universität Dresden, zu Beginn seines Vortrages, ist die Unfähigkeit des Herzens, das vom Organismus benötigte Herzzeitvolumen bei normalem enddiastolischen Ventrikeldruck zu fördern. Sie ist keine eigentliche Erkrankung, sondern ein klinisches Syndrom, die durch eine Vielzahl von Erkrankungen bedingt ist. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Morbidität und Mortalität mit geschätzt mehr als zehn Millionen Patienten in Europa. Weitere knapp zehn Millionen Menschen weisen bereits eine Herzmuskelschwäche auf, ohne Symptome zu bemerken.
Herzinsuffizienz führt zu schlechter Prognose
Die Herzinsuffizienz wird in vier Stadien eingeteilt. NYHA I: keine Symptome bei pathologischem Zustand, NYHA II: Atemnot bei starker Belastung, NYHA III: Atemnot bei geringer Belastung, NYHA IV Atemnot in Ruhe. Die ESC teilt die Stadien in drei Kategorien ein: HFrEF (Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfunktion), HFmrEF (Herzinsuffizienz mit mittelgradig reduzierter Ejektionsfunktion) und HFpEF (Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfunktion) ein. Bedingt durch den Altersanstieg tritt die Herzinsuffizienz verstärkt auf, da die Mortalitätsrate von Herzinfarkt-Patienten aufgrund der besseren Therapiemöglichkeiten sinkt. Nach diesem kardialen Ereignis leiden die Patienten an einer Herzinsuffizienz mit schlechter Prognose.
Meilensteine in der Therapie
Die Wirkung von Digoxin beruht auf der Hemmung der membrangebundenen alpha-Untereinheiten der Natrium-Kalium-ATPase. Die Lebensqualität der Patienten steigt, Digoxin wirkt jedoch nicht lebensverlängernd.
Durch die Gabe der ACE-Hemmer Ramipril, Enalapril oder Captopril und den entsprechenden Sartane hat die Mortalität, wie in verschiedenen Studien untersucht wurde, abgenommen. Der trockene Reizhusten, Folge der ACE-Hemmer, weist darauf hin, dass die Medikation umgestellt werden muss. Es kann sich, so Professor El-Armouche, auch ein möglicherweise lebensbedrohliches Angioödem entwickeln.
Die Beta-Blocker Bisoprolol, Metoprolol und Carvedilol sind ab NYHA II indiziert und senken die Mortalitätsrate um 35 Prozent.
Die MR-Antagonisten hemmen die Wirkung des Hormons Aldosteron. Sie wirken im distalen Tubulussystem der Nieren und reduzieren die Mortalität. Schwerwiegende Nebenwirkung der Aldosteron- Antagonisten ist die lebensbedrohliche Hyperkalämie, so Professor El-Armouche.
Therapeutische Innovationen
Ist das Herz geschwächt, werden der Sympathikus und das RAAS-System des Körpers aktiviert, der verbliebende Herzmuskel muss mehr arbeiten. Die derzeitige Pharmakotherapie besteht vornehmlich in der neuro-humoralen Blockade des sympathischen Nervensystems und des RAAS-Systems.
Eine neuere Entwicklung ist Ivabradin, erläuterte Proffesor El-Armouche. Es wird eher bei einer Angina pectoris angewandt, wurde aber auch im Kontext der Herzinsuffizienz untersucht. Es senkt die Frequenz des Schrittmacherkanals, den Patienten geht es unter der Medikation besser, die Mortalität ist trotz der Medikation weiterhin erhöht.
Professor El-Armouche beendete seinen Vortrag mit Ausführungen zur Herzinsuffizient-Therapie mit ARNI (Angiotensin Rezeptor Neprilysin Rezeptor). Einen Durchbruch ergab die jüngste Entwicklung und Zulassung des Wirkstoffes LCZ696, das zwei Therapiekonzepte vereint: Die RAAS-Hemmung durch Valsartan und die Inhibition von Neprilysin, einem Enzym, das den Abbau der natriuretischen Peptide (ANP und BNP) katalysiert. In der PARADIGM-HF-Studie konnte nachgewiesen werden, dass durch den Einsatz von LCZ696 im Vergleich zur alleinigen RAAS-Blockade sowohl die Zahl der Klinikeinweisungen als auch die Mortalitätsrate um 20 Prozent gesenkt wird.
Arterielle Hypertonie – wann und wie behandeln?
Etwa 18 bis 35 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Bluthochdruck. Prof. Dr. med. Michael Weber, Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin II an der Kreisklinik Groß-Umstadt, erläuterte, dass die Rate nicht erkannter Bluthochdruckerkrankungen hoch sei: Hypertonie verursacht keine Beschwerden, ist jedoch ein wesentlicher Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Nur vier Millionen Hypertoniker sind in Behandlung, davon wird nur die Hälfte so behandelt, dass die Therapieziele erreicht werden, führte Professor Weber aus. Laut Studien leiden 40 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen, die eine Arztpraxis aufsuchen, unter einer Bluthochdruckerkrankung. Bei den über 60-jährigen sei bereits davon auszugehen, dass etwa 50 Prozent der Menschen eine Hypertonie haben.
„Der stille Killer“
Hypertonie, erläuterte Professor Weber, gilt als „stiller Killer“ und hat den wahrscheinlich höchsten Anteil an der Mortalitätsrate. Frühe Warnsignale für Bluthochdruck sind eine rote Gesichtsfarbe, Klopfen in den Schläfen und Kopfschmerzen, Luftnot bei Belastung und Schwindel. Bluthochdruck zieht eine ganze Reihe von Folgeschäden nach sich, die erst viele Jahre oder Jahrzehnte später auftreten. Dazu zählen Erkrankungen des Auges, Durchblutungsstörungen an den Beinen, der Herzkranzgefäße oder der Niere sowie der Schlaganfall.
Richtig messen
Gemäß WHO-Kriterien spricht man ab einem Wert von 140/90 von Bluthochdruck, egal, wie alt der Patient ist. Die richtige Messung, so Professor Weber, sei entscheidend: Vor der Messung sollte der Patient weder Kaffee, Alkohol noch Medikamente zu sich nehmen, die Messung sollte nach fünfminütiger Ruhephase im Sitzen erfolgen, die Manschette des Blutdruckgeräts sollte sich auf Herzhöhe befinden und an die Physiognomie des Patienten angepasst sein, es sollte zweimal im Abstand von einer Minute gemessen werden. Der höhere Wert, so Professor Weber, hat ein größeres Gewicht. Er empfiehlt zudem die Dokumentation der gemessenen Werte.
Routinediagnostik
Während einige Ursachen vererbbar sind und der Bluthochdruck mit zunehmendem Lebensalter steigt, sind Übergewicht, Ernährung oder Bewegungsmangel beeinflussbare Faktoren. Sie müssen mit dem Patienten besprochen werden. Man geht davon aus, dass bei 85 Prozent der Erkrankten keine Organerkrankung zugrunde liegt, so Professor Weber, bei 15 Prozent liegen andere Erkrankungen (Nierenerkrankungen, Schlafapnoe) zugrunde.
In der Routinediagnostik werden u.a. die Nieren und Nierengefäße, die Kreatin- und Harnstoffwerte, die Eiweißausscheidungen, der Lipidstatus und der Hormonstatus (Aldosteron, Kathecholamine und Renin) überprüft und eine Echokardiographie durchgeführt. Auch Untersuchungen beim Augenarzt sollten bei Hypertonikern regelmäßig durchgeführt werden.
Risikostratifizierung
Wird der systolische Blutdruck dauerhaft um zwei Millimeter Hg gesenkt, kann das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung signifikant gesenkt werden, erläuterte Professor Weber anhand einer Metastudie. Zwei Kriterien entscheiden über die Therapie: zum einen die Höhe des systolischen und des diastolischen Wertes, zum anderen das kardiovaskuläre Gesamtrisiko des Patienten. Risikofaktoren sind eine familiär bedingte Veranlagung (Schlaganfall, Herzinfarkt, koronare Herzerkrankungen), das Alter des Patienten (Männer: 55, Frauen: 65), Nikotinkonsum, Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus. Die Anzahl dieser Risikofaktoren entscheidet über die Therapie, so Professor Weber.
Therapieziel: Organschäden verhindern, kardivaskuläres Risiko minimieren
Eine konsequente Therapie ist bei Bluthochdruck unerlässlich. Das beginnt mit einer Gewichtsreduktion, der eingeschränkten Aufnahme von Kochsalz und Alkohol, Nikotinverzicht, regelmäßigem Sport und einer gesunden Ernährung. Bei Patienten, für die dieser Ansatz nicht ausreicht oder greift, können in der medikamentösen Therapie eine Vielzahl von Medikamenten – insbesondere ACE-Hemmer, Angiotensin-Antagonisten, Calcium-Antagonisten, Beta-Blocker, Diuretika – eingesetzt werden. Die Wahl der Medikation, führte Professor Weber anhand einiger Fallbeispiele aus, richtet sich individuell am Patienten und seinen Begleiterkrankungen aus.
Herausforderungen in der Therapie
Die Compliance bei Hypertonikern ist oft schlecht, so Professor Weber, denn mit Beginn der Therapie geht es dem Patienten zunächst schlechter. Sie müssen sich über einen längeren Zeitraum zunächst an die nun niedrigeren Werte adaptieren. Viele Patienten passen die Medikation zudem eigenmächtig an die gemessenen Tageswerte an, die Sensibilisierung des Patienten für die Einhaltung der Medikation ist daher von großer Wichtigkeit.
Neue orale Antikoagulantien – Gibt es noch eine Indikation für Vitamin K-Antagonisten?
Dr. Carina Hohmann, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie, referierte über neue orale Antikoagulantien (NOAK) und der damit verbundenen Problematik der Vitamin K-Antagonisten. Hier bewege man sich in einem engen therapeutischen Fenster, so Dr. Hohmann, die inter- und intraindividuelle Variabilität in der therapeutischen Dosierung sei hoch. Es sei wichtig, dass der Patient sehr genau eingestellt und, bedingt durch das hohe Interaktionspotential mit anderen Arzneien und Nahrungsmitteln, sensibilisiert werde. Durch die regelmäßige INR-Kontrolle können Über- oder Unterdosierungen vermieden werden.
Wirkmechanismen und Zulassungen
Diese Medikamentengruppe ist seit rund fünf Jahren auf dem Markt, man müsse daher mittlerweile von Nicht-Vitamin K-haltigen oralen Antikoagulantien sprechen. Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban hemmen die Aktivität der Gerinnungsfaktoren, die Umwandlung von Prothromin in Thrombin und letztlich die Ausbildung des stabilen Fibrinnetzes. Dabigatran als Thrombin-Inhibitor hemmt den Faktor II direkt. Alle NOAKs sind zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern mit einem oder mehreren Risikofaktoren zugelassen. Außerdem sind sie zur Behandlung sowie zur Prävention Tiefer Beinvenenthrombosen (TVT) und Lungenarterienembolien. Die meisten Substanzen sind auch zur Thromboseprophylaxe nach Hüft- oder Kniegelenksersatz zugelassen. Rivaroxaban hat in Kombination mit ASS oder Clopidogrel zudem die Zulassung zur Prophylaxe bei akutem Koronarsyndrom.
Dabigatran
Dieser selektive, direkte orale Thrombin-Inhibitor hat eine relativ geringe Bioverfügbarkeit von 6,5 Prozent und eine Halbwertzeit von 11 bis 14 Stunden je nach Nierenfunktion. Vorteil aller NOAK ist ihr rascher Wirkungseintritt, er liegt bei Dabigatran bei ein bis zwei Stunden. Dabigatran wird vor allem über das p-Glykoprotein metabolisiert. Ein routinemäßiges Monitoring ist nicht erforderlich, die Kontraindikation liegt bei einem GFR von 30 Milliliter pro Minute. Dabigatran wird bei nicht-valvulären Vorhofflimmern, TVT und Lungenarterienembolie im Anschluss an eine mindestens fünftägige Behandlung mit einem parenteralen Antikoagulans in einer Dosierung von zweimal täglich 150 Milligramm eingesetzt. Bei der Thrombose-Primärprävention nach Hüft- bzw. Kniegelenkersatz werden einmal täglich 220 Milligramm appliziert. Eine eingeschränkte Dosierung wird bei Patienten, die 80 Jahre oder älter sind, die eine eingeschränkte Nierentätigkeit oder eine Thromboserisiko haben, empfohlen.
Antidot birgt ein Blutungsrisiko in sich, seit Ende 2016 gibt es Idarucizumab (Handelsname: Praxbind), der Wirkstoff antagonisiert Dabigatran. Es bindet sich mit sehr hoher Affinität an Dabigatran und verfügt über eine rasche On-Rate (5 bis 10 Minuten nach Applikation) und langsamer Off-Rate. Diese Substanz ist beispielsweise bei Notfalloperationen oder lebensbedrohlichen Blutungen indiziert.
Apixaban
Der orale, direkte und hochselektive Faktor-Xa-Inhibitor hat eine Bioverfügbarkeit von etwa 50 Prozent. Die Halbwertzeit liegt bei acht bis 15 Stunden mit einem Wirkungseintritt nach drei bis vier Stunden. Der Metabolismus erfolgt über Cytochrome 3A4/5 und das p-Glykoprotein. Ein routinemäßiges Monitoring ist nicht erforderlich. Apixaban wird im Vergleich zu den anderen NOAK am wenigsten renal ausgeschieden, daher ist es für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion gut geeignet. Es ist bei einer GFR von kleiner 15 Milliliter pro Minute kontraindiziert.
Die Applikation zur Schlaganfallprophylaxe und systemischen Embolien bei Patienten mit nicht-valvulären Vorhofflimmern und einem bzw. mehreren Risikofaktoren erfolgt zweimal täglich mit fünf Milligramm. In der TVT- bzw. LAE-Behandlung wird Apixaban an den ersten sieben Tagen initial zweimal täglich mit zehn Milligramm und dann zweimal täglich mit fünf Milligramm verabreicht. In der Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LAE und in der VTE-Prophylaxe bei Patienten nach Hüft- bzw. Kniegelenkersatz erfolgt die Applikation zweimal täglich mit 2,5 Milligramm (erste Gabe 12 bis 24 Stunden nach Operation).
Edoxaban
Edoxaban ist als letzte Substanz auf den Markt gekommen, so Dr. Hohmann. Es handelt sich um einen oralen, reversiblen, hochselektiven direkten Faktor-Xa-Inhibitor mit einer Bioverfügbarkeit von etwa 62 Prozent und einer Halbwertzeit von zehn bis vierzehn Stunden. Der Metabolismus erfolgt mit potenten P-gp-Inhibitoren über Cytochrome 3A4/5. Edoxaban wird zu 50 Prozent renal ausgeschieden. Ein Monitoring ist nicht erforderlich. Die Kontraindikation liegt bei größer als fünfzehn Milliliter pro Minute. Edoxaban hat das engste Zulassungsgebiet, so Dr. Hohmann, und wird nur in der Schlaganfallprophylaxe und systemischen Embolien bei Patienten mit nicht-valvulären Vorhofflimmern und einem bzw. mehreren Risikofaktoren (einmal täglich mit 60 Milligramm) sowie in der TVT- und LAE-Behandlung sowie in der Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LAE (einmal täglich 60 Milligramm nach initialer Gabe eines parenteralen Antikoagulans über mindestens fünf Tage).
Rivaroxaban
Dieser Faktor-Xa-Inhibitor ist hochselektiv, oral und direkt und hat eine Bioverfügbarkeit von mehr als 66 Prozent. Seine Wirkung tritt nach zwei bis vier Stunden ein. Die Halbwertzeit hängt von der Nierenfunktion und damit vom Alter ab: bei jüngeren Patienten liegt sie bei fünf bis neun Stunden, bei älteren Patienten bei elf bis dreizehn Stunden. Der Metabolismus erfolgt über Cytochrom 3A4/5, Cytochrom 2J2 und das p-Glykoprotein. Die renale Elimination liegt bei 65 Prozent. Ein Monitoring ist auch bei diesem Faktor-Xa-Inhibitor nicht erforderlich. Es ist bei einer GFR von größer als 15 Milliliter pro Minute kontraindiziert.
Dr. Hohmann führte auch hier die Zulassungsgebiete aus: In der Schlaganfallprophylaxe und systemischen Embolien bei Patienten mit nicht-valvulären Vorhofflimmern und einem bzw. mehreren Risikofaktoren erfolgt eine Gabe pro Tag mit 20 Milligramm. Bei der TVT- und LAE-Behandlung sowie in der Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LAE werden in den ersten 21 Tagen zweimal täglich fünfzehn Milligramm verabreicht, in der weiteren Therapie folgt eine tägliche Gabe von 20 Milligramm. Zur VTE-Prophylaxe liegt die Dosierung bei einmal täglich zehn Milligramm. Hier sollte die erste Gabe sechs bis zehn Stunden nach der Operation erfolgen. Wird Rivaroxaban zusätzlich zu ASS oder ASS und Clopidogrel/Ticlopidin oder zur Prophylaxe atherothrombotischen Ereignissen nach ACS mit erhöhten kardialen Biomarkern appliziert, liegt die Dosierung bei zweimal täglich 2,5 Milligramm.
Dr. Hohmann empfahl, grundsätzlich bei der Gabe von NOAK immer die Fachinformation zu Rate zu ziehen, da die Zulassungen bzw. die Dosierungen recht komplex sind.
Antidot für Faktor Xa-Inhibitoren
Es ist bisher, so Dr. Hohmann, noch kein Antidot für einen Faktor Xa-Inhibitor zugelassen. Am weitesten in der Entwicklung und Zulassung ist Andexanet alpha, das vermutlich Mitte dieses Jahres auf den Markt kommen wird. Dieses „Universal-Antidot“ wirkt gegen direkte sowie indirekte Faktor Xa-Inhibitoren. Dr. Hohmann erläuterte, dass dieses Antidot eine Art Köder sei, das den freien Anteil des Faktor Xa-Hemmers im Blut bindet und dessen Bindung an den nativen Faktor Xa und dadurch die Gerinnungshemmung verhindert.
Die Studien für die Substanz Aripazine sind nahezu abgeschlossen, doch die Zulassung ist noch nicht erfolgt, so führte Dr. Hohmann weiter. Diese „Allzweckwaffe“ soll gegen alle Antikoagulantien wirken und die Wirkung von Faktor Xa-Hemmern, Thrombin-Hemmern, unfraktioniertem Heparin sowie niedermolekularem Heparin aufgeben.
Nierenfunktion unter NOAK
Bei Patienten, die auf NOAK eingestellt werden oder NOAK erhalten, muss immer die Nierenfunktion im Blick behalten werden, so Dr. Hohmann. Bei eingestellten Patienten ist eine jährliche Kontrolle empfehlenswert, bei einer bereits bekannten Niereninsuffizienz oder bei älteren Patienten auch häufiger.
Nebenwirkungen - Interaktionen
Die Anzahl der bekannten Nebenwirkungen seien bei NOAK umfangreich, erläuterte Dr. Hohmann weiter. Es seien vor allem die blutungsbedingten Nebenwirkungen, die beachtet werden müssten. Blutungsrisiken seien dosisabhängig, könnten aber auch durch eine nicht beachtete oder nicht bekannte Niereninsuffizienz bedingt sein. Auch eine klinisch-relevante Arzneimittelinteraktion könne eine Blutung triggern. Auch wenn das Blutungsrisiko unter den NOAK geringer als unter Vitamin K-Atagonisten sei, kann es zu interkraniellen oder gastrointestinalen Blutungen kommen. Interaktionen seien unter NOAK ein Problem, so Dr. Hohmann, auch bei den neuen Substanzen müssen Interaktionen beachtet und der Patient gut auf Blutungszeichen beobachtet werden. Die NOAK seien erst seit rund sechs Jahren auf dem Markt, daher sei es immer möglich, dass noch nicht alle Interaktionen bekannt seien.
Das geeignete NOAK auswählen
Mehrere Faktoren spielen bei der Auswahl eine Rolle, führte Dr. Hohmann weiter aus. Faktoren wie die Nierenfunktion des Patienten, dessen Compliance, mögliche Interaktionspartner in der Dauermedikation sowie der Zusatznutzen des ausgewählten NOAK seien nur einige Parameter, die eine Rolle bei der Auswahl spielen würden.
Vor- und Nachteile
NOAK verfügen über viele Vorteile, erklärte Dr. Hohmann. Die Dosierung müsse nicht individuell angepasst werden, das Handling sei einfach. Es sind zudem keine Interaktionen mit Nahrungsmitteln bekannt. Gerinnungskontrollen sind nicht notwendig, aber auch nicht möglich. Außerdem tritt die Wirkung der NOAK schnell ein. Doch NOAK bergen auch Risiken, verwies Dr. Hohmann. So sei kein limitiertes Monitoring möglich. Derzeit gibt es außer gegen Dabigatran noch kein Antidot auf dem deutschen Markt. Dr. Hohmann wies zudem auf die Compliance hin:
Rückblick: Delegiertenversammlung
Zum Beginn der letzten Delegiertenversammlung bat Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, die Mitglieder um eine gemeinsame Schweigeminute für den kürzlich verstorbenen Dr. Roesrath.
Auf der Agenda standen zunächst verschiedene Beschlüsse zu Satzungsänderungen.
Geschäftsführer Ulrich Laut informierte die Delegierten über die Hintergründe: Der Bundesfinanzhof hatte entschieden, dass Ehrenämter einer gesetzlichen Grundlage bedürfen. Daher wurde eine Änderung des Heilberufegesetzes zu dem Punkt ehrenamtliche Tätigkeiten im Vorstand bzw. im Leitenden Ausschuss notwendig, die entsprechende Änderungen in den Satzungen der Landesapothekerkammer sowie des Versorgungswerkes nach sich ziehen. Die Delegierten folgten den vorgelegten Änderungen einstimmig und ohne Enthaltungen.
Da die Landesapothekerkammer Hessen die Zertifizierung mit der Kammer Rheinland-Pfalz durchführt, bestand ein Grundkonsens, dass die QMS-Satzung gleichlautend sein muss. Durch einstimmigen Beschluss wurde sie entsprechend geändert.
Zudem stand ein Änderungsbeschluss der Weiterbildungsordnung auf der Agenda, die mit 20 Stimmen und einer Enthaltung beschlossen wurde. Die Weiterbildungsordnung richtet sich an der Musterweiterbildungsordnung aus, dennoch ist die Landesapothekerkammer Hessen hier weiterhin autonom.
Personalien
Seit dem 1. Januar 2017 zeichnet Johanna Hauser für den Bereich Pharmazie verantwortlich, den sie von Annegret Birr, die seither im Ruhestand ist, übernommen hat. Ursula Funke begrüßte Charlotte Imhäuser als neue Mitarbeiterin im Geschäftsbereich Pharmazie. Die Apothekerin wird u.a. die Weiterbildung, die ZL-Ringversuche und die Pseudo Customer-Fortbildungen betreuen. Auch der Platz von Frau Birr in der Zertifizierungskommission war neu zu besetzen. Der Berufung von Dr. Pamela Kantelhardt in die Kommission stimmte die Delegiertenversammlung einstimmig zu.
Pseudo Customer-Fortbildung mit guter Resonanz
„Wer möchte, kann die Beratungsqualität in seiner Apotheke freiwillig überprüfen lassen“, betonte Ursula Funke mit Blick auf den Pseudo Customer-Check, den die Landesapothekerkammer Hessen ihren Mitgliedern als Inhouse-Fortbildung anbietet. In Hessen können sich interessierte Apotheken für diese Maßnahme anmelden und werden nicht, wie in vielen anderen Bundesländern, von der Kammer bestimmt. „Das Ziel ist die Sicherung und die Verbesserung der Beratungsqualität im Apothekenalltag“.
Dr. Melanie Witt, Referentin für Qualitätssicherung bei der ABDA und für diese Fortbildungsmaßnahme zuständig, stellte die guten Ergebnisse in der Sitzung vor. 2016 wurde der Pseudo Customer-Check in dieser Form erstmals in Hessen angeboten. Er sei noch nicht repräsentativ, zeige aber eine positive Tendenz, so Dr. Witt. „Im Beratungsgespräch ist die Frage: Nehmen sie noch andere Medikamente ein? essentiell, sie sollte immer gestellt werden“, unterstrich Dr. Witt in ihrem Vortrag. Es müsse besonders auf mögliche Interaktionen geachtet und dem Patienten entsprechende Einnahmehinweise mit auf den Weg gegeben werden. „Auf diese Weise wird die Arzneimittelsicherheit deutlich erhöht“, so Dr. Witt. Wichtig sei es, dass nicht der Patient das Gespräch führe, sondern der Beratende es leite, Interaktionen beachte, Einnahmehinweise gebe und auch die Grenzen der Selbstmedikation auslote.
„Die Resonanz auf diese qualitätssteigernde Fortbildung ist in Hessen sehr zufriedenstellend“, fasste Ursula Funke zusammen. „ 2016 nahmen 232 Apotheken teil, für 2017 liegen über 290 Anmeldungen für diese Qualitätsprüfung vor.“
Bericht der Präsidentin
Ursula Funke berichtete, dass die ABDA-Mitgliederversammlung im Dezember 2016 Friedemann Schmidt als Präsidenten und Mathias Arnold als Vizepräsidenten wieder wählte. In der Klausurtagung der ABDA, die im Februar stattfand, wurden Themen der neuen Legislaturperiode behandelt. Dazu zählten u.a. Honorierungsfragen, das E-Health-Gesetz, die politische Ausrichtung nach dem EuGH-Urteil sowie die bessere Verzahnung der Kommunikationsarbeit aller Kammern durch einen häufigeren Sitzungsturnus. Ursula Funke gratulierte zudem Dr. Viola Schneider, die als Vertreterin der Apotheker, die ihren Beruf in nicht selbstständiger Arbeit ausüben, in den Gesamtvorstand gewählt wurde.
Vom pharmacon Kongress in Schladming berichtete Ursula Funke von der dort geführten berufspolitischen Diskussion, die unter dem Thema der Freien Berufe und ihrer Notwendigkeit stand. „Die Deregulierungswelle scheint derzeit ‚en vogue‘, der freie Binnenmarkt wird über alles gestellt“, sagte sie mit Blick auf die Deregulierungsüberlegungen auf europäischer Ebene. In diesem Zuge hat die ABDA ihre Aktivitäten auf EU-Ebene verstärkt.
Hinsichtlich des EuGH-Urteils und des daraus resultierenden Referentenentwurfes seien auf Bundes- und Landesebene zum jetzigen Zeitpunkt alle Argumente ausgetauscht, erklärte Ursula Funke. Der Entwurf von Hermann Gröhe, der das Thema auch im Wahlkampf aufgreifen will und die ABDA-Unterschriftenaktion ausdrücklich begrüßt, liegt derzeit im Kabinett. Ob und wann darüber entschieden wird, sei jedoch nicht absehbar, denn: „Der Blick in die Glaskugel sagt nichts über die Zukunft aus“, so Ursula Funke. In den nächsten Wochen wird es jedoch voraussichtlich zu einer Entscheidung kommen.
Neue Gesetze verabschiedet
Die Große Koalition hat das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz verabschiedet, das u.a. eine neue Vergütung für Rezepturen und für die BtM-Abgabe vorsieht. Am 10. März trat das s.g. Cannabis-Gesetz in Kraft, damit ist Cannabis verordnungsfähig. Der Arzt muss zunächst die Genehmigung bei der Krankenkasse einholen, erst dann kann er das BtM-Rezept ausstellen. Entgegen Medienberichten hat der Anbau in Deutschland noch nicht begonnen, erklärte Ursula Funke, die Blüten werden derzeit noch importiert. Unter Federführung von Dr. Kantelhardt wurde der Berufsbegleitende Unterricht neu gestaltet. Eingeführt wurde auch ein Praxis-Gruppentag, an dem die Pharmazeuten im Praktikum in kleinen Gruppen verschiedene Themenbereiche bearbeiten.
Ursula Funke berichtete weiter, dass die Trägerschaft für die PTA-Schule Frankfurt zum 1. März 2017 durch die Fresenius-Gruppe übernommen wurde und der Standort damit gesichert ist.
Anträge für den DAT 2017
Anträge für den Deutschen Apothekentag sollen in der kommenden Delegiertenversammlung, die am 21. Juni 2017 stattfindet, besprochen werden. Alle Anträge seien vorher in der Geschäftsstelle einzureichen. In dieser Sitzung wird außerdem Professor Fürst von der Goethe-Universität Frankfurt die neue Studienordnung vorstellen, die seit Februar 2017 umgesetzt wird.
Wer ist für den Apotheken-Nachwuchs zuständig?
Claudia Wegener informierte die Delegiertenversammlung, dass sie von beruflichen Schulen im Landkreis Kassel aufgrund der geringen Zahl der PKA-Auszubildenden gefragt worden sei, ob auf Kammerebene über die Zusammenlegung der Berufsbilder PKA und PTA nachgedacht werde. Die Delegierten diskutierten darüber, wie der PKA-Beruf attraktiver gestaltet werden und damit mehr Bewerber ansprechen könnte. Laut einer Umfrage unter Ausbildungsabbrechern, erläuterte Claudia Wegener, seien häufig schlechte Arbeitsbedingungen und der beschränkte Einsatz im Lager oder im Botendienst ausschlaggebend für den Abbruch.
Nachwuchsgewinnung geht uns alle an
Ursula Funke betonte, dass jeder Arbeitsplatz in der Apotheke wichtig sei. Das müsse sowohl an die Bevölkerung als auch den Kammermitgliedern verdeutlicht werden. Zwar sei die Zusammenlegung beider Berufe theoretisch denkbar, könne jedoch nur bundeseinheitlich umgesetzt werden. Doch dazu gäbe es auf Bundesebene keine erkennbaren Bestrebungen. Einig waren sich die Delegierten darüber, aktiver für den Berufsnachwuchs werben zu müssen. Die Kammer bietet interessierten Mitgliedern einen mobilen Messestand an, mit dem auch Apotheker auf Ausbildungsmessen oder ähnlichen Veranstaltungen Flagge zeigen können. „Wir alle müssen das Problem in die Hand nehmen und uns um die Nachwuchsgewinnung kümmern“, schloss Ursula Funke. „Ein wertschätzendes Arbeitsklima ist unabdingbar, auf diese Weise kann jeder im Team, vom Apothekenleiter bis hin zur Auszubildenden, seinen Platz finden und ausfüllen.“
Bericht aus den Regionen
Claudia Wegener berichtete aus Kassel, dass die Fortbildungsveranstaltungen gut besucht seien. Die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern soll zudem weiter ausgebaut werden. Die Vortragsserie „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Geriater und Apotheker“ wird im April fortgesetzt.
Aus Darmstadt berichtete Dr. Stephanie Pfeuffer, dass auch hier die Fortbildungen auf gute Resonanz stoßen, doch zugunsten der Webinare leicht rückläufige Teilnehmerzahlen zu verzeichnen seien. Für den Herbst sind Veranstaltungen zu den Themen „Immunsystem“ und „neue Therapieoptionen in der Onkologie“ geplant.
Leicht rückläufige Teilnehmerzahlen verzeichne man auch in der Region Gießen, ergänzte Dr. Katharina Vogelsang. Dennoch seien die Veranstaltungen weiterhin gut besucht. In Gießen sind zwei Vorträge in Planung: „AMTS bei Parkinson“ und „Arzneimittelanamnese“.
Karen Hultsch berichtet aus Wiesbaden, dass die Teilnehmerzahlen unverändert gut seien. Drei Vorträge zu dem Themen „Diabetes“, „ADHS“ und „NOAK“ sind in Vorbereitung.
Berichte aus dem Leitenden Ausschuss und aus der Geschäftsführung
Die Delegierten wurden im Anschluss von Dr. Reinhard Hoferichter, dem Vorsitzenden des Leitenden Ausschusses, u.a. über den Themenkomplex Rechnungszins informiert. Ulrich Laut, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Hessen, berichtete u.a. zu Änderungen im Hessischen Heilberufegesetz.
Verabschiedungen
„Sie haben den Bereich mit Leben gefüllt, neue Ideen eingebracht und weiterentwickelt. Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene waren Sie immer eine sehr geschätzte Kollegin“, betonte Ursula Funke in der Verabschiedung von Annegret Birr. Sie war seit dem 1. Oktober 2007 für den Bereich Pharmazie verantwortlich und ist seit Ende 2016 im Ruhestand. Von dem Aufbau der Amino-Datenbank über den Ausbau der Zentralen Fortbildung bis hin zur Akkreditierten Ausbildungsapotheke brachte Frau Birr viele große Projekte auf den Weg.
Auch von dem langjährigen Wegbegleiter Jürgen Draxler verabschiedete sich Ursula Funke mit einer Dankesrede. „Sie haben uns seit 2001 als zuverlässiger Partner begleitet und die interne Kommunikation der Kammer professionalisiert.“ Damals brachte er LAK konkret als Printmedium auf den Weg.
Zertifizierungen der Landesapothekerkammer Hessen
Die Landesapothekerkammer Hessen gratuliert zur erfolgreichen Rezertifizierung der
Hexen-Apotheke, Idstein.
Leiterin: Petra Poganiuch-Engering
Europäische Impfwoche
Die Europäische Impfwoche, die vom 24. bis 30. April 2017 bereits in ihre zwölfte Auflage geht, steht dieses Mal unter der Überschrift „Impfungen wirken“.
Obwohl Schutzimpfungen zu den wirksamsten präventiven Maßnahmen zählen, sind beispielsweise Masern oder Keuchhusten heute wieder auf dem Vormarsch. Damit gefährliche Krankheiten durch hohe Impfquoten regional und schließlich weltweit ausgerottet werden, machen sich die Landesapothekerkammer Hessen und das Gesundheitsamt Frankfurt am Main in der Aktionswoche wieder gemeinsam für eine höhere Impfakzeptanz in der hessischen Bevölkerung – für alle Altersgruppen – stark.
Zu diesem Zweck wird die Landesapothekerkammer Hessen nach Ostern Impfkarten an alle Apotheken versenden.
Mit der Kammer fortbilden
Die Landesapothekerkammer Hessen unterstützt Sie kontinuierlich mit einem umfangreichen Fortbildungsprogramm. Das vielfältige Veranstaltungsangebot deckt alle relevanten Themen ab. Wir möchten Sie damit nicht nur in Ihrer täglichen Arbeit unterstützen, sondern auch eine erfolgreiche Basis für Ihre weitere Qualifzierung legen.
LAK aktuell ist das amtliche Mitteilungsblatt der Landesapothekerkammer Hessen.
Herausgeber: Landesapothekerkammer Hessen, K.d.ö.R.
Chefredaktion: AzetPR
Ständige Mitarbeit: Ulrich Laut, Michael Aland, Johanna Hauser, Daniela Pach, Birgit Wolfraum
Verantwortlich für namentlich gezeichnete Beiträge: die Verfasser
Redaktionsbeirat: Ursula Funke (Vorsitzende), Dr. Sebastian Barzen, Prof. Dr. Theodor Dingermann,
Dr. Reinhard Hoferichter, Dr. Cora Menkens, Dr. Otto Quintus Russe, Dr. Viola Schneider
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