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Lieferengpässe – ohne die Apotheke vor Ort wäre es noch viel schlimmer!

Lieferengpässe stellen aktuell eines der großen Probleme bei der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Deutschland dar. Über 540 Arzneimittel und Wirkstoffe sind betroffen. Es handelt sich um ein sehr dynamisches Geschehen. Die Versorgungssituation kann sich ständig verändern. Bestimmte Arzneimittel sind nicht mehr kontinuierlich, sondern nur noch punktuell lieferbar, vielleicht aber dann nur in einem bestimmten Kontingent.

Diese sich ständig verändernde Situation erfordert von den Apotheken ein hohes Maß an Flexibilität, Einsatzbereitschaft und pharmazeutischer Fachkenntnis. Bei manchen Präparaten, wie bei Schmerz- und Fieberarzneimitteln für Kinder, hat sich im Vergleich zur Vergangenheit zwar mittlerweile und zeitweise eine Entspannung eingestellt. Dennoch ist dies keine Garantie für eine dauerhafte Besserung, da die zugrunde liegenden Probleme weiterhin bestehen. Dies zeigt sich aktuell beispielweise bei Antibiotika, Wirkstoffen gegen Asthma und Atemwegserkrankungen, Cholesterinsenkern, bestimmten Neuroleptika, Muskelrelaxantien sowie Kochsalzlösungen – um nur einige zu nennen. 

Zentrale Probleme bleiben die schwer abschätzbare Dauer sowie das Ausmaß vieler Engpässe. Unter Umständen erfolgen punktuelle Lieferungen, dennoch ist die bisherige durchgängige und lückenlose Verfügbarkeit nicht mehr gegeben. Diese Situation ist mit zum Teil erheblichen Wartezeiten und Unsicherheiten für den Patienten und mit hohem Aufwand für die Apotheken verbunden. Mit großem, vor allem personellen Einsatz, versuchen die Apotheken, die aus den Lieferengpässen resultierenden Probleme abzumildern und die Patienten angemessen zu versorgen. Für diesen Einsatz und den hohen Zeitaufwand erhalten die öffentlichen Apotheken aktuell aber keine adäquate Vergütung. 

Die Politik ist aufgefordert, hier kurzfristig Lösungen umzusetzen. Diese müssen zwingend eine wirtschaftliche Stärkung der öffentlichen Apotheken durch eine Erhöhung des Apothekenhonorars enthalten, damit die Apotheken ihre Leistungen auch beim Management der Lieferengpässe zum Wohle der Patienten aufrechterhalten können. Um den Aufwand in der Versorgung zu reduzieren, wäre es zudem angezeigt, die Kompetenzen der Apotheken beim Austausch und der Ersetzung nicht lieferbarer Arzneimittel wieder auszuweiten. Die Apotheken haben während der Corona-Pandemie gezeigt, wie verantwortungsvoll sie damit umgehen. Mittel- und langfristig bedarf es jedoch weiterer Schritte, um die Verfügbarkeit aller benötigten Arzneimitteln im deutschen Gesundheitssystem dauerhaft zu verbessern und sicherzustellen. 

„Die wichtige pharmazeutische Arbeit der Apotheken zeigt auf, wie unentbehrlich die Versorgung durch Leistungserbringer vor Ort ist. Ohne den täglichen, unermüdlichen Einsatz der Apothekerinnen, Apotheker und des pharmazeutischen Personals wäre das Problem für die Patientinnen und Patienten noch sehr viel größer. Wir erwarten hierfür jedoch eine wertschätzende Honorierung und eine Erweiterung unserer Kompetenzen beim Austausch und dem Ersetzen nicht lieferbarer Arzneimittel. Insbesondere muss sichergestellt sein, dass den Apotheken nicht das Risiko eines wirtschaftlichen Verlustes und Retaxationen drohen, wenn sie ihre Patienten trotz Lieferengpässen versorgen. Dieses Problem haben wir nicht zu verantworten, aber wir müssen die Folgen bewältigen. So verhindern wir zum Wohle unserer Patienten Schlimmeres!“, stellt Dr. Christian Ude, Präsident der Landesapothekerkammer Hessen, klar.

 

Pressekontakt der Landesapothekerkammer Hessen:
AzetPR
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